Spanien, Niederlande, BRD 2019 (Buñuel en el laberinto de las tortugas) Regie: Salvador Simó 80 Min.
Nach seinen ersten Filmen „Ein andalusischer Hund" (1928) und „Das goldene Zeitalter" (1930) ist der Spanier Luis Buñuel einer der führenden Köpfe des Surrealismus. Beim letzten Film bezeichnet ihn das Publikum als Atheist, Faschist und Kommunist. Der Papst selbst sorgt dafür, dass Buñuel nicht mehr drehen kann. Der Mann aus Aragon greift deshalb ein Doku-Projekt in der abgelegenen Extremadura auf. „Las Hurdes - Land ohne Brot" wird eine erschütternde Anklage der extremen Armut auch im Westen Spaniens. „Buñuel im Labyrinth der Schildkröten" ist das hoch interessante und bewegende Making Of - als Animation!
Kein Produzent traut sich 1930, noch mit Buñuel zu arbeiten. Doch sein Freund, der Bildhauer Ramón Acín, wird nach einem Lotterie-Gewinn sein Produzent, wie einst besoffen versprochen. Mit kantigen Physiognomien, einfachen Zeichnungen, mit Albträumen im Stile von Dalis Surrealismus' arbeitet Regisseur Salvador Simó bei dieser Verfilmung der gleichnamigen Graphic Novel von Fermín Solís.
Es gibt Rückblenden zu Buñuels Kindheit und ersten Kinder-Aufführungen mit Schatten-Theater unter dem Blick des strengen Vaters. Und in der auch immer wieder lustigen Animation tauchen dann die Originalbilder aus der Dokumentation auf: Verfallene Hütten, zerlumpte Bekleidung, Missgestaltete Gesichter, Kinder sterben in den Gassen des Dorfes, das aus der Ferne aussieht wie eine Ansammlung von Schildkröten-Panzern. Daher der Filmtitel.
„Buñuel im Labyrinth der Schildkröten" ist eine schöne Huldigung des Regisseurs Buñuel und seiner Arbeit. Gleichzeitig ein biografisches Kapitel über Buñuels Wende zum sozial bewussten Menschen und ein erschütterndes Dokumentes der Armut im Spanien vor dem Bürgerkrieg. Der außergewöhnliche Film gewann den Spezialpreis der Jury beim diesjährigen Festival d'Animation Annecy, dem international bedeutendsten Filmfestival für Animationsfilme. Nebenbei macht er auch neugierig, „Las Hurdes" zu sehen.