Großbritannien 2019 Regie: Rupert Goold, mit Renée Zellweger, Jessie Buckley, Finn Wittrock, Rufus Sewell, Michael Gambon 118 Min. FSK ab 0
A star is dying
Der Anfang ist ein Traum und der brutal harte Preis dafür in einem Bild: Auf dem Set des Filmklassikers „Der Zauberer von Oz" mit dem berühmten gelben Weg durchs Traumland macht der übergriffige Hollywood-Mogul Louis B. Mayer dem unsicheren Mädchen klar, dass sie ihm gehört und nach seiner Pfeife tanzen muss.
Wie Frances Ethel Gumm, mit Künstlername Judy Garland, nun ohne eigenes Leben nur Tanzen, Singen und Schauspielen muss, wie sogar ihre Geburtstagsparty zwei Monate vor dem richtigen Datum inszeniert wird, zeigen Rückblenden aus dem Leben eines gebrochenen, tablettenabhängigen Ex-Stars. Dreißig Jahre später tourt die stark gealterte Judy Garland (Renée Zellweger) mit ihren beiden jungen Kindern, kann aber trotzdem das Hotel nicht bezahlen. Die Filmkarriere mit „A Star Is Born" (1954) ist lange vorüber. Ihr ehemaliger Mann und Manager Sidney Luft (Rufus Sewell) will sich gerne um seine Kinder kümmern, aber dafür auch das Sorgerecht haben. Anscheinend war Garland als Mutter und Künstlerin nicht besonders zuverlässig.
Schon der Anfang des Films (nach dem Bühnenstück „End of the Rainbow" von Peter Quilter) findet Judy Garland ganz unten, und um den Leidensweg abzukürzen: „Judy" wird keine Erfolgsgeschichte mehr, nicht mal die eines kurzen Comebacks. Der beste Moment für Judy wird noch ein privates Essen mit zwei heimlich schwulen Fans nach dem Konzert sein. Es gibt eine kurze Hoffnung mit dem fünften Ehemann Mickey Deans (Finn Wittrock), doch auch er scheint sie nur ausnehmen zu wollen. Garland wird - Vorsicht Spoiler! - kurz nach den letzten Konzerten in London, von denen der Film hauptsächlich erzählt, 1969 im Alter von 47 sterben.
Wie Renée Zellweger nun in dieser Rolle für einen Oscar gehandelt wird, ist ein blinder Automatismus: Der Ausdruck soll durchs Wissen verstärkt werden, dass auch die Darstellerin einen Karriereknick erlebte. So mag „Judy" als Oscar-Vehikel vielleicht geeignet sein, als beeindruckender Film nicht unbedingt: Die Figur der unglücklichen und unsichere Frau mit Alkoholproblem ist zu eindimensional, ihre Tragik ebenso. Zu oft erinnert Renée Zellweger noch an „Bridget Jones", nie verschwindet ihr Gesicht wirklich in der Rolle. Aber vor allem haben die von Zellweger selbst gesungenen Lieder wie „Over the Rainbow" nie den Zauber, mit dem die Garland noch als menschliches Wrack ihr Publikum verzauberte.