Frankreich 2019 Regie: Bruno Dumont, mit Lise Leplat Prudhomme, Jean-François Causeret, Daniel Dienne, Fabien Fenet 138 Min.
Die am meisten ersehnte Fortsetzung dieses Dezembers zeigt, wie es weitergeht mit der jungen Schäferin Jeanne, die durch Gottes Erscheinung und Hardrock-Musik zur Befreierin von Frankreich wurde: „Jeanne d'Arc" von Bruno Dumont fällt im zweiten Teil überraschend konventionell aus.
Jeanne (Lise Leplat Prudhomme) ist nun ein junger Teenager in Kriegs-Rüstung. Wieder in der Dünenlandschaft Nord-Frankreichs, welche die Bühne bildet für eine ganze Reihe von hölzernen Auftritten, die von den Schlachten berichten. „Jeanne d'Arc" basiert auf den Romanen von Charles Péguy. Während die Handlung für moderne Verhältnisse extrem dünn ist, wartet man bei Dumont doch immer wieder mit Spannung auf Wundersames: Diesmal tanzt ein Pferd zu militaristischem Trommeln Dressur, dann noch mehr ästhetischer Pferde-Zirkus. Das ist dann selbst bei kleinem Etat und spartanischem Konzept ganz großes Kino. Ansonsten nach der ersten Niederlage für Jeanne wieder viele Dialoge draußen und in der Kathedrale von Amiens, anstelle des historisch korrekten Schlosses in Rouen.
Es folgt die genaue Vorstellung ihrer Richter, Theologen, sehr wohlhabender Männer und ein paar Juristen. Die Kirchenleute mit ihrer Vorstellung von Gerechtigkeit, Folter und Verurteilung sind eine böse Karikatur. Man ahnt, dass es – Spoiler! – nicht gut ausgehen wird. Doch weiterhin wartet man mit Spannung auf die erste schwebende Figur, das Markenzeichen Dumonts. Doch es gibt nur eine einzige Musical-Einlage, sie beschreibt das Grauen der Hölle.
Nach Carl Theodor Dreyers „Die Passion der Jungfrau von Orléans", Robert Bresson, Luc Besson (mit Milla Milla Jovovich) und Jacques Rivettes „Johanna, die Jungfrau – Der Kampf/Der Verrat" (Jeanne la Pucelle) aus 1994 mit Sandrine Bonnaire arbeitet sich mit Bruno Dumont („La vie de Jésus", „L'Humanité", „Flandern") nun einer der interessantesten Filmemacher des heutigen Frankreichs an der Nationalheiligen ab. „Jeanne d'Arc" ist dabei nicht so erfrischend abstrus wie der Vorgänger „ Jeannette" und nur eine Ahnung von den besseren „weltlichen" Filmen Dumonts.