31.12.13

Paranormal Activity: Die Gezeichneten

USA 2013 (Paranormal Activity: The Marked Ones) Regie: Christopher Landon mit Andrew Jacobs, Gabrielle Walsh, Jorge Diaz 87 Min.

Der billige, vorgebliche Selfmade-Horror „Paranormal Activity" geht in die nächste Runde. Genauer, „Paranormal Activity: Die Gezeichneten" ist ein Latino-Spin-Off der Geister-Gespinste, die angeblich aus irgendwelchen Amateur-Aufnahmen bestehen. 2009 bannte ein Pärchen in „Paranormal Activity" unerklärliche Erscheinungen auf ihr Home-Video. Der authentisierende Bezug auf gefundenes Material, in der Literatur ein paar Jahrhunderte alt, war damals frisch. In drei Fortsetzungen wurde ihm aber jede Originalität ausgetrieben.

„Paranormal Activity 4 1/2" oder „Paranormal Activity 0,5", wie der verblüffende Zirkelschluss am Ende suggeriert, lässt Jesse (Andrew Jacobs) und Hector (Jorge Diaz), zwei Schulabsolventen in einem hispanischen Viertel von Los Angeles, den seltsamen Geräuschen aus der Wohnung ihrer älteren Nachbarin Ana nachforschen. Mit einer kleinen Helmkamera spionieren sie über den Lüftungsschacht. Die Spanner-Bilder begeistern mit einer nackten Frau und stoßen mit einem seltsamen Ritual ab. Selbst als Ana ermordet wird, wäre „PA 4 1/2" ohne paranormale Erwartungen nicht mehr als ein albernes Studenten-Filmchen.

Aber bei dieser Art Horror-Filmchen dreht sich alles um die Erwartungen. PA-Autor und nun auch Regisseur Christopher Landon hält geschickt die Schreckmomente lange zurück. Jesse wacht nach einem Albtraum mit alten Frauen, der im Konzept der Amateuraufnahmen selbstverständlich nur erzählt werden kann, mit einer Bissmarke am Arm auf. Danach knurrt ihn der eigene Hund an, ein paar Straßengangster lernen seine neuen Superkräfte kennen und dunkle Augenringe verheißen nichts Gutes. Ein elektronisches Senso-Spiel beantwortet mit seinen bunten Lichtern wie ein Medium Fragen zum Hintergrund von all diesen seltsamen Dingen. Doch man konnte sich schon denken, dass Jesse wie vor ihm der Nachbarsjunge Oscar verhext wurde.

Gespenstige Verrenkungen gehen hier lange als Spaß durch, Superhelden- und Jack Ass-Einlagen sorgen für weitere Verzögerungen, bis erst nach dreißig Minuten sparsamer Horror einsetzt. So richtig heftig wird es nur in der letzten Viertelstunde, dann aber auch so seltsam, dass sogar das Zielpublikum wie vor den Kopf gestoßen wirkt.

Abgesehen vom nervigen und dauernd unlogischen Krampf, dem „Blair Witch"-Fluch, dass immer eine subjektive Kamera alles aufnehmen muss, ist dieses scheinbare Amateur-Video (und wer hat das geschnitten?) in Details und im großen Ganzen ein Ärgernis. Der grundlegende Trick wirkt selbstverständlich immer: Die verengte Perspektive gewährt nie sichere Übersicht, immer kann aus den Winkeln - und hier gerne von oben - Erschreckendes ins Bild kommen. Ansonsten ist die Änderung von Jesses Gesichtsfarbe die hauptsächliche persönliche Entwicklung. Die Action im konfusen Achterbahn-Finale mündet auf der Gegenseite des ersten „Paranormal Activity": Jesse und seine Freunde wurden anscheinend zu „The Others", zu den Geistern, die ein Haus verseuchten. Diese Volte ist ziemlich wenig für fast 90 Minuten zurückhaltender Schreckens-Maschinerie. Erschrecken könnte man sich übrigens auch, wenn man in den Politikteil der Zeitung blickt - doch all diese vielen Filmchen mit ihrem Geisterbahn-Leerlauf sollen vielleicht gerade davon abhalten.