BRD 2013 Regie: Marc Rensing mit Steffi Kühnert, Jenny Schily, Christina Hecke, Steve Windolf, Lene Oderich 98 Min. FSK: ab 6
Beate (Steffi Kühnert) war mal die schnellste Schwimmerin der DDR. Jetzt arbeitet sie in einer Großwäscherei, während sie gleichzeitig der Enkelin bei den Hausaufgaben hilft. Die 50-Jährige ist ganz darauf fixiert, sich um ihre erwachsenen Kinder zu kümmern. Den Sohn Henni will sie mit der schwangeren Freundin nicht wegziehen lassen. Die Tochter soll sich auf ihr Examen konzentrieren. Eine schwer erträgliche Helikopter-Mutter älteren Jahrgangs also. Die Krebsdiagnose ist für Beate der Schicksalsschlag, der sie aus den gewohnten Bahnen wirft. Sie entscheidet sich während einer Hausputz-Attacke gegen die Therapie und geht ins Wasser. Um zu schwimmen und zu schwimmen, ohne Ende.
Beate verheimlicht den besonders aggressiven Gebärmutterhalskrebs vor ihren Kindern, selbst vor der Tochter, die Medizin studiert. Nur die Freundin Henni (Jenny Schily) wird eingeweiht. Gleichzeitig nimmt sich die ehemalige Leistungssportlerin vor, den Ärmelkanal zu durchschwimmen. Dafür kommt sie kaum noch aus dem Wasser, legt sich in Eisbäder - Neoprens sind verboten - und trainiert selbst nachts mit der alten Rudermaschine, was vor allem die Schwiegertochter in den Wahnsinn treibt. Die ziemlich Ich-bezogenen Kinder reagieren extrem heftig auf den Entzug der Hilfskraft.
Diese Frau kann nicht vergessen, dass sie eine Goldmedaille hätte gewinnen können, den Sport aber für die Kinder aufgab. Nun versucht sie ein letztes Mal sich als Einzelkämpferin einen Traum zu erfüllen - die 33 Kilometer Kanal-Querung. Am Strand von Calais oder Dover muss es ja vor lauter Drehteams ziemlich voll sein. Denn immer wieder wird auch diese sportliche Höchstleistung als Symbol für eine Lebenswende eingesetzt. Dabei macht Steffi Kühnert in dem mäßigen Feel-Good-Versuch von Marc Rensing („Parcours") wenigstens nicht auf Rocky. Ihre Figur sieht nie nach Langstrecken-Schwimmerin aus, was zum unprätentiösen Spiel der Steffi Kühnert passt. „Die Frau, die sich traut", ein Film, der sich keine großen Gefühle, aber auch keinen nüchternen Blick traut, verlässt sich ganz auf die ansonsten tolle Hauptdarstellerin.
Dazu gibt es viel Gefühlssoße über die Musik, allerdings langen andere Filme auch da noch kräftiger zu. Am Rande wird die Krebs-Diagnose wird mit dem DDR-Doping in Verbindung gebracht: Beate wusste damals sehr wohl, dass eine weitere Einnahme der Anabolika ihren Fötus schädigen würde. Parallel findet etwas Emanzipation bei den Kindern statt. Aber selbst das Mitfiebern der Randfiguren lässt einen kalt, was nicht an den Wassertemperaturen liegt.