3.12.13

Carrie (2013)

USA 2013 (Carrie) Regie: Kimberly Peirce mit Julianne Moore, Chloë Grace Moretz, Gabriella Wilde 100 Min. FSK: ab 16

Es ist ein Horror mit diesen Remakes - besonders im Genre Gruselfilm wird jede zu recht vergessene Filmleiche ausgebuddelt und schlapp aber besonders blutig reanimiert. Bei dem x-ten Remake und nach einigen Fortsetzungen von Brian de Palmas Klassiker „Carrie - Des Satans jüngste Tochter" aus dem Jahre 1976 - nach einem Vorlage von Stephen King - wundert man sich zuerst über erstaunlich gute Schauspieler für so ein ehemaliges Horror-Filmchen. Zwar wurde Sissy Spacek im Original mit der Rolle ihres Lebens - neben John Travolta und Piper Laurie - berühmt, aber sie war es halt vorher nicht. Jetzt spielt Julianne Moore die Margaret White, Carries fanatisch religiöse Mutter, das eigentliche, von einem Gott besessene Monster. Dass Moore ohne jeden Starglanz eine der allerbesten Darstellerinnen unserer Zeit ist, bewies sie erst in diesem Jahr wieder in als liebeshungrige Seniorin in „Don Jon" und als liebloses Mutter in „Das Glück der großen Dinge".

In der Hauptrolle der gemobbten Schülerin Carrie White beeindruckt Chloë Grace Moretz. Ihr ängstlicher, verletzlicher Gesichtsausdruck unter rotem Haar ist zuerst beste Angriffsfläche für die Cheerleader-Bestien unter den Mitschülerinnen. Wegen der ultraorthodoxen religiösen Erziehung der Mutter schon immer angeschlagene Außenseiterin, eskaliert die Situation, als Carrie nach dem Schulsport unter der Dusche das erste Mal ihre Tage bekommt und panisch meint, sie verblutet. Die anderen Mädchen verspotten sie grausam und posten die Situation auf YouTube.

Aber auch der anfangs zögerliche und dann immer gewaltigere Einsatz der telekinetischen Kräfte Carries führt zu faszinierenden Regungen auf dem Gesicht von Chloë Grace Moretz: Hier läuft nie simple, allmächtige Rache ab, hier kämpfen immer Verzweiflung, unkontrollierte Verteidigung und Mitgefühl miteinander. Bis zur bekannten Rache-Orgie auf der Abschluss-Feier, wenn Carrie, wirklich glücklich und scheinbar zur Ball-Königin gewählt, von einem Eimer Schweineblut übergossen wird und daraufhin den ganzen Laden effektvoll abfackelt.

Ein Film, der all die Mobbing-Täter und Drangsalierer brutal bestraft, ist heute sicherlich vonnöten. Ebenso eine deutliche Darstellung der wahnsinnigen Seiten von Religion. Wobei ein Mädchen, das nicht weiß, was ihr passiert, wenn sie die Periode bekommt, in den Zeiten von Internet nur schwer vorstellbar ist. Zusammen ergibt sich unter der Regie von Kimberly Peirce, die immerhin das ähnlich situierte Transsexuellen-Drama „Boys Don't Cry" (1999) gemacht hat, Cyber-Mobbing und eine anständig, gradlinig inszenierte Modernisierung, die allerdings höchsten wegen der Schauspielerinnen beachtenswert ist.