2.12.13

Houston

BRD 2013 Regie: Bastian Günther mit Ulrich Tukur, Garret Dillahunt, Wolfram Koch, Jenny Schily 107 Min. FSK: ab 16

„Wir sind in der Gewalt der Kräfte" heißt es bedeutungsvoll als Clemens Trunschka (Ulrich Tukur) auf einer Autotest-Strecke im Beifahrersitz das erste Mal der Schweiß ausbricht. Der Anzug-Träger und gehetzte Headhunter wirkt meist erstaunt, verloren, verwirrt. Auch wenn der lukrative Auftrag vorliegt, den Manager einer texanischen Ölfirma für einen deutschen Automobilhersteller abzuwerben, bleibt eher Trunschkas Zustand als Handlung im Fokus der Geschichte.

Der Familienvater zieht sein Ding mit dem Mute der Verzweiflung durch. Und mit dem Motto: Houston - wir haben kein Problem. Auch wenn die Ehe des Trinkers längst problematisch ist und seine Frau heimlich weint. Im anderen Kosmos der texanischen Öl-Stadt Houston versucht er detektivisch, persönlichen Kontakt zum abgeschirmten Zielobjekt zu bekommen. Doch trotz einer Reihe von auch teilweise kriminellen Tricks schafft er es nicht, bleibt der Manager unerreichbar. In dieser Warteschleife in Hotel-Lobbys, Bars und Fitnessräumen wird der deutsche Geschäftsmann gleichzeitig von einem Borderline-Hoteldetektiv verfolgt. Robert Wagner will sein Freund werden, erzählt von seiner Scheidung und dass er feststeckt. Was Trunschka nur interessiert, wenn er selbst am Boden ist.

Bastian Günther, schon mit seinen „Autopiloten" (2007) filmisch „on the Road", inszeniert in diesem Film des Wartens immer wieder auch surreale Momente und macht Kleinigkeiten wie eine flackernde Neonröhre bedeutungsvoll. Ein Hemd segelt in Zeitlupe an der Fassade eines dieser wabenartigen Hotelgebäude hernieder. Ein Ehe-Streit im Auto findet treffend bei Stilstand in der Garage statt. Doppelbelichtungen ergeben Straßenpanoramen wie die eines Schielenden und die Nahaufnahme von Tukurs Gesicht liegt bildschirmfüllend über allem anderen. Zu diesen originellen Gestaltungsideen gibt es noch einige bedeutungsschwangere Sätze. Der film-dienst zieht Vergleiche zu Kafkas „Das Schloss".

Wie am US-Bild - auf der Tonspur klingt Paris, Texas an - haben sich schon einige Regisseure auch an dem Zustand sinnentleerter, überarbeiteter Männer abgearbeitet. Günther und Tukur fügen mit dem Psychogramm eine interessante Fußnote hinzu, aber insgesamt ist diese Zustandsbeschreibung viel zu dünn für einen Film. Denn Clemens Trunschka bleibt unscharf und schwammig. Bei dem möglichen Zusammenbruch in Zeitlupe passiert nicht viel. Wie der Film verliert sich auch seine Hauptfigur in einer wohl nachgestellten Mini-Autoparade.