USA 2013 (Enough Said) Regie: Nicole Holofcener mit Julia Louis-Dreyfus, James Gandolfini, Katherine Keener, Toni Collette 93 Min. FSK: ab 6
Die Autorin und Regisseurin Nicole Holofcener wird wohl irgendwann als einfühlsame und genaue Chronistin einer wohlsituierten Schicht des US-Bürgertums anerkannt werden. Nach der Tragikomödie „Please Give" (2010), der Aniston-Krise „Freunde mit Geld" (2006) sowie „Walking and Talking" (1996) geht es nun in „Genug gesagt" um die schwierige Partnerfindung reiferer Erwachsener, denen die Kinder aus dem Hause ziehen.
Die geschiedene, alleinerziehende Eva (Julia Louis-Dreyfus) lebt in einer Welt, die sich ihre Hausbesuche als therapeutische Masseurin leisten kann. Die Tochter wird bald aufs College gehen, die frustrierte beste Freundin (Toni Collette) ist damit beschäftigt, Möbel täglich neu zu arrangieren und das Hausmädchen nicht rauswerfen zu können. In dieser nicht wirklich dramatischen Lebenssituation begegnet Eva auf einer Party dem gemütlichen Albert (James Gandolfini), ebenfalls geschieden und auch seine Tochter zieht bald weg.
Mit viel Humor nähern sich die beiden an, trotz seiner „Paddelhände", Haare in den Ohren und der generellen Abneigung gegenüber nackten Füssen. Albert arbeitet in einer Bibliothek für Fernsehgeschichte. (Ein guter Hintergrund für ein paar sentimentale Reminiszenzen und böse Kommentare zur Qualität des aktuellen Programms, von einer Regisseurin, die selbst Fernsehen gemacht hat.) Zum ersten Frühstück empfängt der stille Typ mit trockenem Humor die quirlige, unsichere Eva in Pyjamahosen, liebevoll aufgedeckt ist auch nicht gerade. Doch sie verstehen sich, auch in den Gesprächen über die jeweiligen Töchter. Gleichzeitig freundet sich Eva mit einer neuen Kundin an. Marianne (Catherine Keener), eine erfolgreiche und etwas spleenige Schriftstellerin, lässt sich ausführlich über ihren Ex-Ehemann aus, der zufällig auch Albert heißt. Als Eva feststellt, dass es tatsächlich der gleiche Mann ist, schweigt sie seltsamerweise und lässt das Gift einer gescheiterten Beziehung die frisch aufkeimende bedrohen....
Über das schwierige Liebesleben älterer Großstadt-Singles ist wahrscheinlich - auf jeden Fall in Proportion zu Teenie-Komödien - noch nicht genug gesagt worden. „Genug gesagt" nähert sich dem eher beiläufig an, interessiert sich mehr für die Figuren als für eine große Pointe. Und obwohl in der Synchronisation Einiges falsch und irgendwie schief klingt, überzeugen die Darsteller. Julia Louis-Dreyfus („Friends") vermittelt glaubhaft eine anfängliche Irritation und macht ihre Figur spannend, als diese unerklärlicherweise die doppelte neue Bekanntschaft für sich behält. James Gandolfini ist ein Monument - hier als Albert mit dessen großem, glücklichem Gesicht, und als Schauspieler, der nach seinem Tod noch viele tolle Rollen hinterlassen hat. Catherine Keener ist zum vierten Mal bei einem Spielfilm von Nicole Holofcener dabei - ihre esoterisch abgehobene Star-Poetin ein Genuss in nonchalanter Arroganz!
So ist diese verdrehte Verwechslungs-Komödie kein Woody Allen, sondern ein stilles Anerkennen der jeweiligen Schrullen und Sonderbarkeiten. „Genug gesagt" erfreut als ein erwachsener Film mit klugen Beobachtungen und Ansichten. Aber deswegen bräuchte er allerdings nicht so gemächlich oder unflott zu sein.