3.9.13

White House Down

USA 2013 (White House Down) Regie: Roland Emmerich, mit Channing Tatum, Jamie Foxx, Maggie Gyllenhaal, Richard Jenkins, James Woods, Joey King 131 Min.

Emmerich rettet wieder mal die Welt! Diesmal trifft „Independence Day" auf „Präsident allein zuhaus". Und zeigt einen schwarzen US-Präsidenten, der mal richtig anpackt - mit der Panzerfaust im eigenen Garten. Hört sich furchtbar an, „White House Down" ist aber gut sehr gut inszeniert, ganz gut gespielt und traut sich ein gutes Maß Weltpolitik.

Der rührselige Abschied des Sicherheitschefs mit seinen gesundheitlichen Schwierigkeiten. Der Wachmann, der unbedingt Secret Service-Mann werden will, um seiner Familie etwas zu beweisen. Das zufällige Treffen mit der Highschool-Bekanntschaft und das junge Mädchen, das sich mitten im Trubel verläuft. Die Aufstellung von Figuren und Mini-Dramen in „White House Down" ist extrem vorherseh- und austauschbar. Da hätte gar nicht erst „Olympus has fallen" vor wenigen Monaten vormachen brauchen, wie Gangster, die nicht das sind, was sie scheinen, den Präsidenten gleich zuhause im Weißen Haus kidnappen.

Doch die gute Besetzung macht neugierig und hält das Interesse jenseits der wenig überraschenden Einführung wach: Channing Tatums Wachmann John Cale ist zufällig vor Ort, als mit einem ziemlich unglaubwürdigen Handstreich Weißes Haus und Präsident James Sawyer (Jamie Foxx) gleichzeitig isoliert werden. Cales Tochter Emily (Joey King), die zufällig auf Touri-Tour ist, erweist sich als Spezialistin in Sicherheitsfragen des traditionsreichen Gebäudes und bekommt vom Präsidenten ein Exklusiv-Interview für ihren Blog. Der Staats-Chef ist äußerst sympathisch und punktet nicht nur mit Erziehungs-Tipps. Im Verlauf der bald loslegenden Action im Stile von Bruce Willis („Die Hard") sind dessen Schießversuche mit Maschinengewehr und Panzerfaust („Ich hab sie verloren...") immer für einen Scherz gut. Was jetzt nicht nur Geschmackssache, sondern auch recht widersprüchlich ist: Denn all das Theater findet nur statt, weil James Sawyer ernsthaft den Nahen Osten befrieden will und die Waffen-Industrie deshalb trickreich die Muskeln spielen lässt. Dass dabei ein wahnsinniger Schurke hervortritt, der gleich die ganze Erde in einem Nuklear-Krieg erstrahlen lassen will, ist dann wieder ermüdende Routine.

Zum Glück ist auch Roland Emmerich in seiner rasanten Inszenierung recht routiniert: Zuerst werden nach alter Tradition Symbole des Staates und seiner Institutionen geschleift und auch der gute alte George Washington bekommt eine Kugel in die Perücke sein Gemäldes. Mehr als zum Flirt mit dem Action-Kino patriotischer Prägung und exil-deutscher Regie taugt „White House Down" allerdings nicht. Es wird ein Aufwand an Zerstörung getrieben, den man als lächerlich oder widerlich empfinden kann. Mit nur paar kleinen Widerhaken: Der Krieg, den die USA gerne auswärts führt, findet jetzt mal auf dem Rasen vor dem Weißen Haus statt. Dabei soll es spaßig sein, dass der Präsident selber einen Raketenwerfer in die Hand nimmt und lustig damit herum feuert. Dass am Ende alle Staaten die Waffen niederlegen, ist leider so unwahrscheinlich wie eine Invasion von Aliens.