Frankreich 2013 (Les beaux jours) Regie: Marion Vernoux mit Fanny Ardant, Laurent Lafitte, Patrick Chesnais, 94 Min. FSK o.A.
Die schönen Tage heißt naiv oder ironisch ein Seniorenclub in Nordfrankreich, in dem ältere Menschen eine alberne Bevormundung erleben dürfen. Die ehemalige Zahnärztin Caroline (Fanny Ardant) hat mit ihren sechzig Jahren hier gar nicht zu suchen, wäre da nicht Julien (Laurent Lafitte), der junge, draufgängerische Lehrer im Computer-Kurs. Die beiden kommen sich schnell nahe, selbst wenn es über ihren Notfall-Einsatz als Zahnärztin ist. Die Tage der gemeinsamen Seitensprünge vergehen leicht wie Sophie Hungers Version des Chansons „Le vent nous portera", doch Julien hat immer mehrere Frauen, mit denen er ins Bett geht. Da helfen die strengen Regeln der älteren nicht. Und Caroline verhält sich in einem jugendlichen Leichtsinn auch nicht sehr diskret, irgendwann wissen es nicht nur die anderen Kursteilnehmer und die Töchter ahnen es, selbst der Ehemann (eindrucksvoll: Patrick Chesnais) erfährt vom Ehebruch. Seinem gemeinen Vorwurf „Hast du dich mal angesehen?" entgegnet sie noch mit: „Nein, er ist es, der mich ansieht!" Doch Caroline muss schließlich allein mit ihrer Midlife-Crisis fertig werden und eine Entscheidung treffen.
Marion Vernoux („Love etc.", „Personne ne m'aime - Niemand liebt mich") entfaltet in ihrer Verfilmung von Fanny Chesnels Roman „Une jeune fille aux cheveux blancs" viel Charme mit netten fröhlichen und melancholischen Momenten. Da gibt es ein klasse Gespräch über Frauenrollen mit der Einen, die wegen einer Jüngeren verlassen wurde, aber auch mit der, die immer die Jüngere war. Alle fühlen sich gerächt durch die Geschlechtsgenossin Caroline, welche die Verhältnisse mal umdreht, sich einen Jüngeren nimmt. Vor allem ist es schön, Fanny Ardant wieder zu sehen, diese Ikone der Nouvelle Vague, die Muse Truffauts, mit ihrem zaghaften Lächeln. Sie schenkt den Unsicherheiten des Verliebtseins, dem Berauschtsein von jungem Sex und viel gutem Wein einen besonderen Reiz.