27.3.12

Das bessere Leben

Frankreich, Polen, BRD 2011 (Elles) Regie: Malgoska Szumowska mit Juliette Binoche, Anaïs Demoustier, Joanna Kulig 99 Min.

Mit „33 Szenen aus dem Leben" und „Leben in mir" beeindruckte die polnische Regisseurin Malgoska Szumowska eindringlich. Für ihr neuestes Werk „Das bessere Leben" erhielt sie erneut die Unterstützung der Filmstiftung NRW und konnte Juliette Binoche als Hauptdarstellerin einsetzen. Der französische Star spielt die erfolgreiche Pariser Journalistin, Ehefrau und Mutter Anne (Juliette Binoche) bei der Recherche über das Leben von Studentinnen, die sich mittels Prostitution finanzieren. Es sei „wie mit den Zigaretten - schwer aufzuhören" ist einer der unaufgeregten Kommentare von Lola und der Polin Alicja. Während die Redaktion zur Abgabe drängt, die beiden Söhne versorgt werden wollen und ein repräsentatives Abendessen für den Mann vorbereitet werden muss, lassen Rückblenden die Gespräche und das Leben der jungen Frauen einfließen.

Geschickt wird Frauen-Leben miteinander verglichen, pointiert dessen zeitweilige Absurdität herausgestellt. Während Lola alles mit Leichtigkeit zu nehmen scheint, braucht Alicja, deren Mutter als verkörpertes schlechtes Gewissen sogar zu Besuch kommt, viel Wodka. Und irgendwann sieht man auch ein speziell männlich-weibliches Dienstverhältnis darin, dass Anne ihrem Vater im Pflegeheim die Füße massiert. Dabei kommt dies alles nicht dogmatisch oder kämpferisch daher, es wird mit einer schönen Leichtigkeit erzählt. Szumowska bleibt jedoch trotz viel nackter Haut und einigem Sex weniger offen und emotional als in dem sehr bewegenden „33 Szenen aus dem Leben". Die nicht so neue Erkenntnis, dass sich alle Frauen irgendwie prostituieren, wird aber mit vielen witzigen Momenten garniert, vor allem, wenn Binoches Anne an den Tücken des Haushalts scheitert. Das Schlussbild, eine Fantasie mit lauter nackten Freiern am Tisch, die Jacques Préverts „Les feuilles mortes" singen, ist ein echter Leckerbissen.