5.3.12

Haywire

USA, Irland 2011 (Haywire) Regie: Steven Soderbergh mit Gina Carano, Channing Tatum, Michael Fassbender, Ewan McGregor, Mathieu Kassovitz, Antonio Banderas, Michael Douglas 93 Min.

Noch ein Action-Film? Nein, ein Soderbergh! Der geniale Regisseur, Autor Produzent und Kameramann machte aus schon dem eingerosteten Heist-Genre den quicklebendigen Raubzug „Oceans 11". Nun paart er eine ziemlich simple Story mit abgedroschener Dramaturgie und macht daraus einen der aufregendsten und kurzweiligsten Filme des Frühjahrs. Wie schon in der Oceans-Reihe hilft Prominenz kräftig dabei mit: Michael Fassbender, Ewan McGregor, Antonio Banderas und Michael Douglas bleiben jedoch alle Randfiguren vom neuen Action- und Schauspiel-Star Gina Carano.

Mallory Kane (Gina Carano) kommt angeschlagen und gehetzt in ein Café irgendwo im Norden der USA. Und schnell taucht auch jemand auf, dessen Anblick sie fluchen lässt. Staunen dürfen bald die anderen Gäste, wie die scheinbar wehrlose Frau den Typen (Channing Tatum) im zähen Kampf zusammenstaucht. Und staunen kann selbst der Action-Fan. Hier fliegen die Fäuste und brechen die Knochen so handfest realistisch, wie man es von all den albernen Showkämpfen sonst nicht kennt. Diese „Griffigkeit" des Films setzt sich fort, nachdem Mallory mit einem Gast in dessen Auto flieht, sich während einer Verfolgungsjagd mit exakten Anweisungen eine Wunde verarzten lässt und dem Beifahrer erzählt, was in zuvor passierte. Im Auftrag des privaten Geheimdienstes von Kenneth (Ewan McGregor) sollte eine Geisel befreit werden, doch deren Leiche tauchte beim nächsten Job in Dublin auf. Mit Mallorys Brosche neben dem Toten. Der Falle entkommt die resolute Agentin knapp mit einer Flucht über die Dächer der Stadt. Auch hier inszeniert Soderbergh wieder echter als Action und macht aus Routine richtig atemberaubende Szenen. Zwar ist auch der CIA-Chef (Michael Douglas) mit dem Ergebnis seines Outsourcings nicht einverstanden, doch Mallory bleibt als freischaffende Kampf-Künstlerin auf sich allein gestellt, während sie die Intrige aufdeckt.

Gina Carano schlug sich bisher als Berühmtheit der nicht unbedingt berühmten Kampfsport-Sparte „Mixed-Martial-Arts" recht gut durchs Leben. Da sah sie auch attraktiv aus, doch dass sie auch schauspielern kann, beweist ihre erste Hauptrolle in „Haywire". Vor allem im Duett und im Duell mit einem ganz Großen wie Michael Fassbender besteht sie den Leinwand-Test. Man erinnert sich daran, wie Soderbergh einst auch Jennifer Lopez in „Out of Sight" vom Star zur respektierten Schauspielerin machte. Kurzzeitig. Kurzweilig ist „Haywire" auf jeden Fall. Das Geniale zeigt sich auf dem zweiten Blick. So schrieb das Drehbuch der renommierte Autor Lem Dobbs, der schon zwei Filme mit Soderbergh machte: „The Limey" (1999) und „Kafka" (1991). Nicht nur der jazzige Film-Score deutet an, dass man Kunst auch wie Popcorn verpacken kann.