USA 2012 (Contraband) Regie: Baltasar Kormákur mit Mark Wahlberg, Giovanni Ribisi, Kate Beckinsale, Ben Foster 109 Min.
Familienbande und Freunde, die wie Bruder sind. Da muss man im Gangster-Genre vorsichtig sein, wie viele Filme zeigen. Chris Farraday (Mark Wahlberg) ist vorsichtig, die Schmugglerlegende von New Orleans hat sich jung zur Ruhe gesetzt, kümmert sich mit den Einkünften von Alarmanlagen (sic!) um Frau und Kinder. Doch dann reitet ihn der junge, dumme Schwager rein, schmeißt bei einer Zollkontrolle das Koks über Bord und der gemeingefährliche, neue Gangster-Boss Briggs (schön dreckig: Giovanni Ribisi) nimmt die ganze Familienbande in Sippenhaft. Chris soll noch einmal einen Schmuggeltrip nach Panama machen - dabei kennt ihn nicht nur der sehr vorsichtige Schiffskapitän, sondern auch noch die halbe Mannschaft.
Ein einziger, guter Gag wird in die recht konventionelle Action-Handlung von „Contraband" eingeschmuggelt: Unter ziemlich viel Schrott versteckt sich die ganze Zeit ein "alter Lappen", der eigentlich ein Pollock-Gemälde ist - Wert über 100 Millionen Dollar. Doch das mit der Kunst im Schrott ist nicht übertragbar, „Contraband" des eigentlich sehr kunstfertigen, isländischen Autorenfilmers Baltasar Kormákur ist nicht mal der Versuch, etwas mehr zu zeigen. Das Remake seines eigenen „Reykjavik-Rotterdam: Tödliche Lieferung" (2008), in dem Kormákur auch die Hauptrolle spielte, ist im Eigentlichen, in der Action, schwach. Ja, sogar bescheuert, wo seine Hauptfigur besonders raffiniert sein sollte. Der „Höhepunkt" ist eine einzige Katastrophe für den Gangster, der beim Landgang mal kurz eine Ladung Falschgeld einschiffen will und mitten in einem halben Bürgerkrieg mit schwer bewaffneten Milizen und völlig durchgedrehten Gangstern landet.
Seltsamerweise - und hier beißt sich die Eigenschaft vieler Kormákur-Charaktere mit dem Action-Helden - bleibt Wahlbergs Figur recht passiv. Chris tritt sehr körperlich auf, darf viel handwerken, kämpfen dagegen nicht. Ansonsten kann der Meisterschmuggler bei drei raffinierten Aktionen zeigen, dass er tatsächlich clever ist, aber dies färbt nicht nachhaltig ab. Er bleibt ein bescheidener Charakter, was in einem Action-Film dieser Art nicht mal nichts Positives ist. Ribisi spielt schön böse, aber hier sind alle Bösen sehr extrem, da ist wenig Spielraum. Persönliche Beziehungen in der erweiterten Familie werden bei der klassischen Hochzeit zur Eröffnung gesetzt und danach nicht mehr entwickelt. Hoffentlich hat Regisseur Kormákur, der mit „Die kalte See" (2002) und „101 Reykjavik" (2000) exzellente Tragikomödien realisierte, wenigstens ausgehandelt, dass er nun wieder einen Film nach eigenem Geschmack machen darf.