17.2.09
Milk
USA 2008 (Milk) Regie: Gus Van Sant mit Sean Penn, Emile Hirsch, Diego Luna, Josh Brolin, James Franco 128 Min.
Der Name war fast vergessen, doch Harvey Milk ist eine Legende. Er war der erste bekennend homosexuelle Stadtrat in San Francisco, aber er war vor allem Aktivist für Menschen aus allen Bevölkerungsschichten und kämpfte für allgemeine Bürgerrechte. Cannes-Sieger Gus van Sant („Elefant“, „Good Will Hunting“) macht mit Sean Penn in der Hauptrolle aus politischer Geschichte eine bewegende Geschichte über einen einzigartigen Menschen.
Am Anfang sieht man Harvey Milk (Sean Penn) als fast noch jungen Mann in den Gängen der Metro. Er macht einen wirklich jungen Mann an. Der meint, er ginge nicht mit Männern über 40 nach Hause. Super, ich habe erst morgen Geburtstag. Ein nettes Kennenlernen, aber zu dieser Zeit in San Francisco eigentlich gar nicht spaßig. Die Polizei prügelt gnadenlos jeden Schwulen nieder. Harvey neuer Freund bleibt - auch am nächsten Tag. In Castro-Viertel machen sie einen Fotoladen auf und bekommen erst mal Ärger mit anderen Ladenbesitzern. Doch je mehr Homosexuelle das Viertel beleben, umso höher steigen auch die Umsätze.
Doch die Fröhlichkeit kann jederzeit umschlagen, wie Regisseur Van Sant kunstvoll zeigt: Die Trillerpfeife, mit der sich die Schwulen gegen Übergriffe schützten, spiegelt die Leiche von einem, dem jede Hilfe zu spät kam. Dies ist ein Wendepunkt im Leben von Harvey Milk, der von nun an politisch aktiv wird. Erst hilft er das Castro-Viertel zum Mekka der Homosexuellen zu machen, dann will er ein Amt erobern. Die Gegenwehr erfolgt nicht nur auf der politischen Ebene. Ja größer der Erfolg von Milk, umso häufiger treffen Morddrohungen ein. Und als er endlich im Stadtrat sitzt, endet wieder mal eine seiner Beziehungen sehr tragisch.
Gus van Sant, der mit „Elefant“ schon die Goldene Palme gewann und neben Hits wie „Good Will Hunting“ schon immer schwule Themen in einzigartig fließende Bilder brachte, bringt hier eine politische Liebeserklärung auf die Leinwand. Selbstverständlich ist das Thema eines schwulen Politikers immer noch ein Politikum, das weiß Berlin besonders gut. Aber wie der Mensch Harvey Milk, der tatsächlich einem Attentat zum Opfer fiel, dargestellt ist, bewegt die Emotionen ungemein. Großen Anteil hat dabei der ansonsten so stoisch und unerschütterlich wirkende Sean Penn. Sein Milk ist ganz sanft, unglaublich liebenswert, mit einem milden Blick, der sofort einnimmt.
Und falls sich jemand denken sollte, was geht mich das an: Der Film gibt immer wieder die Antwort. Es geht um allgemeine Menschenrechte. Gegen Gesetze, Gesellschaften und Einzelpersonen, die andere unterdrücken. Und damit ist dieser begeisternde, anrührende Ausflug in frühere bewegte Zeiten von San Francisco sehr aktuell.