6.2.09
Berlin zeigt sich auf der Berlinale
Berlin. „Ihr Völker der Welt, schaut auf diese Stadt ...“ rief Ernst Reuter im Jahr der Luftbrücke 1948. Doch damit hörte die Rede des Berliner Bürgermeisters nicht auf. Er fuhr fort: und erkennt, dass ihr diese Stadt und dieses Volk nicht preisgeben dürft und nicht preisgeben könnt!“ Heute gibt die Stadt nicht nur einen Preis, sie vergibt eine ganze Reihe von Goldenen und Silbernen Bären. Und sie zahlt einen guten Preis für Teams, die im Großraum Berlin drehen. Mit Erfolg, wie man bei dieser Berlinale besonders gut sehen kann, wenn die Bilder im und vor dem Kino seltsam zusammenfallen. Der Eröffnungsfilm „The International“ zeigte dem internationalen Publikum zuerst den neuen Berliner Hauptbahnhof - ohne herunter fallende Stahlträger allerdings. Dann kann „Der Vorleser“ das alte Berlin immer noch so zeigen, wie es in den Fünfzigern aussah. Für Regisseur Stephen Daldry ist Berlin eine faszinierende Bruchkante der Geschichte. Und auch wer von der Passagen-Retorte um das Festivalzentrum Potsdamer Platz weg kommt, wird noch die gleichen breiten Straßen mit den gleichen großen Granitplatten auf den Bürgersteigen sehen. Diese Zeitlosigkeit brachte auch Theo Angelopoulos dazu, sein Epos über die Zeitenwende am Ende des Jahrtausends mit Bruno Ganz und Michel Piccoli exakt in Berlin feiern zu lassen. Bis auf Tom Cruise sagen auch die meisten Drehteams: Ich fühl mich gut, ich steh auf Berlin.