10.2.09
The International
USA, BRD, GB 2008 (The International) Regie: Tom Tykwer mit Clive Owen, Naomi Watts, Armin Mueller-Stahl 118 Min. FSK: ab 16
Das heimliche Treffen war doch nicht so geheim: Der Ermittler schafft gerade ein paar Schritte weg vom Parkplatz der verschwörerischen Begegnung, dann bricht er vergiftet zusammen. Auf der anderen Straßenseite will Interpol-Agent Salinger (Clive Owen) zu Hilfe eilen und wird von einem Auto angefahren. Doch die Geheimdienst-Katastrophe ist noch nicht komplett: Als Salinger wieder zu sich kommt, ist auch schon der Informant tot - angeblich ein Verkehrsunfall. Das ist typisch für diesen zerknautschten, mürrischen Ermittler: Leichen pflastern seinen Weg. Alle Spuren bei seiner Fahndung nach üblen Machenschaften der Luxemburger Bank IBBC, kurz: The International, enden tödlich. Doch er gibt nicht auf.
So weit, so klassisch gemäß den Regeln des Polit-Thrillers. Doch wenn in diesen ersten Szenen der Berliner Hauptbahnhof im Sonnenlicht glänzt, wenn später immer wieder Glas- und Stahl-Fassaden in das Blickfeld drängen, merkt man, dass hier ein Film-Autor, nicht ein Genre-Handwerker gearbeitet hat. Die Architektur spiegelt die Thesen des Films, die das eine oder andere Mal recht plakativ in die Kamera gesprochen werden.
Schlüsselszene dabei ist das Verhör eines alten Stasi-Offiziers (Armin Mueller-Stahl), der nun als Geheimdienstler für die IBBC arbeitet. Ein Idealist verhört einen zynischen Opportunisten und irgendwie sind sie sich eigentlich gar nicht so fremd. Doch bis es soweit kommt, muss Salinger mit seiner New Yorker Staatsanwältin (Naomi Watts) wie Bond um die halbe Welt jetten: Berlin, Istanbul, Mailand, New York lauten die fotogenen Stationen. Dabei erfährt er, dass die böse Bank ganz groß ins Waffengeschäft einsteigen will. Nicht um an den Kriegen zu verdienen, sondern um mit den dabei entstandenen Schulden die Welt zu kontrollieren. Ein italienischer Waffenhändler und Politiker (!) kann das gerade noch erläutern, bevor auch er umgebracht wird. Nun folgt eine kleine Verfolgungsjagd mit nettem Spannungsbogen. Das klappt ganz gut, sogar sensationell in der ausgiebigen Schießerei im New Yorker Guggenheim-Museum, dessen Wendelgang im Berliner Studio nachgebaut wurde.
Im Detail ist „The International“ durchaus hochwertig, Owen spielt gut, Tykwers eigene Musik sorgt für Spannung, die Bilder sehen gut aus. Während alle Welt digital wird und dreht, benutzten Tykwer und sein angestammter Kameramann Frank Griebe - einer der besten - für die erste US-Studioproduktion des aus Wuppertal stammenden Regisseurs noch das längst aufgegebene 70mm-Material! Selbstverständlich wurden vom Perfektionisten Tykwer die Bilder auch am Computer nachbearbeitet. Die spezielle Ästhetik des Films spielt mit der gläsernen Architektur der Banken und Konzerne, die perfiderweise gar keinen Einblick gewährt.
Aufschluss über die wahren Ränkespiele der großen Banken gewährt wohl eher das Protokoll von Vorstandssitzungen. Thrillerfans werden sich leidlich unterhalten fühlen, während der Tykwer-Fan nach den wenigen Hinweisen auf die so ganz eigene Handschrift des Autoren-Filmers sucht.