Soderbergh, Clooney und Damon neben Star-Farce um Hugo Chavez
Venedig. Die "Oceans 3" George Clooney, Matt Damon und Steven Soderbergh hätten die Stars der zweiten Mostra-Woche werden sollen. Doch einer von „Stones 5" entwickelte sich bei den 66. Filmfestspielen von Venedig (2.-12.9.2009) zum Politiker der Herzen: Hugo Chavez, provokanter sozialistischer Staatschef von Venezuela, wurde bei der Gala zu „South of the Border" wie ein Pop-Star gefeiert. Damit erreichte Oliver Stone mit seiner Dokumentation über fünf Staatschefs Latein-Amerikas sein wichtigstes Ziel: Er wolle der Verteufelung von Chavez, Luna und anderen durch die US-Medien ein reales Bild entgegensetzen.
So erlebte Venedig Politik als Show bei Oliver Stone, Militärs als Clowns in "The Men Who Stare at Goats" und Matt Damon als unverbesserlichen Betrüger in Steven Soderberghs „The Informant!". Während die Aktion um Stones und Chavez eher als lachhaft abgetan werden kann, lieferten sich Soderbergh und seine Stars einen guten Humor-Wettbewerb in und außerhalb des Rennens um die Goldenen Löwen. „The Men Who Stare at Goats" von Regisseur Grant Heslov schickt Ewan McGregor als frustrierten und von seiner Frau verlassenen Journalisten Bob in den Irak. Dort begegnet er dem seltsamen Schnurrbarträger Lyn (großartiger Clown: George Clooney), der vorgibt einer Einheit für paranormale Kriegsführung anzuhören. Er selbst sei berühmt geworden, weil er nur mit seinem Blick eine Ziege getötet hätte. Es gibt noch reichlich Abstruses von der Sondereinheit zu berichten, die Jeff Bridges in bester „Big Lebowski"-Manier anführt. Dass Jedi-Darsteller Ewan McGregor tatsächlich zum Jedi-Soldaten wird und das Finale mit Hilfe von LSD die gute alte Hippie-Zeit aufleben lässt, macht den verrückten Star-Spaß (außer Konkurrenz) noch sympathischer.
Matt Damon gibt unter der Meister-Regie von Soderbergh als „The Informant!" einen biederen Angestellten, der das FBI über gigantische Preisabsprachen der Lebensmittelkonzerne informiert. Dass er damit verdecken will, wie er selbst viele Millionen beiseite schaffte, ist nur ein Teil des Lügengeflechts dieser faszinierende Figur. Mit vielen karikierenden Details in Maske, Musik und Kleidung lässt Soderbergh seine Lügen-Komödie perfekt wie ein Uhrwerk ablaufen. Kein Favorit aber ein schöner Spaß.
Ein guter Bekannter der Region, Oliver Schwabe, ist mit seinen "Zarten Parasiten" zum zweiten Male in Venedig. 2001 wurde Jan Krügers Kurzfilm "Freunde" als bester Kurzfilm mit einem Silbernen Löwen ausgezeichnet, Oliver Schwabe war Kameramann. Nun führte er auch Regie zusammen mit Christian Becker im zweiten Spielfilm des Regieduos. Robert Stadlober kann mit Maja Schöne als junges, obdachloses Paar fesseln, dass sich in die einsamen Leben anderer Menschen einnistet. "Zarten Parasiten", ein junges Stück Kino aus der richtungsweisenden Nebensektion „Horizonte", ist eine von sieben geförderten Produktionen, mit denen die Filmstiftung NRW in diesem Jahr ein ungewöhnlich starken Auftritt hat.