29.9.09
Gigante
Uruguay, BRD, Argentinien, Spanien, Niederlande 2009 (Gigante) Regie: Adrián Biniez mit Horacio Camandule, Leonor Svarcas, Fernando Alonso 88 Min. FSK ab 6
Ein großer „kleiner Film“, der Abräumer bei der Berlinale und bei allen folgenden Festivals: „Gigante“ zeigt einen gutmütigen Riesen. Jara (Horacio Camandule) arbeitet als Wachmann in einem Supermarkt und kontrolliert Nacht für Nacht die Überwachungskameras. Jara redet nicht viel, frisst sich vor Langeweile noch mehr Bauch an. Irgendwann zoomt er auf das Gesicht der Putzfrau Julia (Leonor Svarcas), die ihn fortan nicht mehr loslässt. Er folgt ihr mehr oder weniger unauffällig nach der Arbeit, lenkt den Geschäftsführer von der nächste Pfütze ab, die Julias Ungeschicktheit verursacht hat. Nicht nur Jara blickt immer wieder in den Spiegel, auch das Spiel mit den Überwachungskameras kehrt sich um. Irgendwann erwischt Julia ihrerseits Jara über den Monitor.
Jara bleibt ein gütiger Gigant bis Julia mit einem Kollegen aus dem Kontrollbereich der Kameras verschwindet und Jara darauf im Keller verdächtige Geräusche hört. Er löst die Sprinkler aus - und scheucht zwei seiner Kollegen mit runtergelassener Hose auf. Als er merkt, dass seine Putzfreundin im Rahmen einer Entlassungswelle gefeuert wurde, dreht er richtig durch. Ein Happy End am Strand gibt es aber trotzdem...
„Gigante“ erzählt eine kleine Geschichte und ist großes Kino - spätestens, wenn Julia auf einem der langen Gänge einen kleinen Kaktus mit Grußkarte findet. Schon die Bilder der Putzkolonne, die mit ihren Wischmobs die Gänge aufmarschiert, machen Spaß. Dieser Humor ist ein leiser. Nur mal ganz kurz blitzt Slapstick auf, wenn Jara beobachtet, wie Julia langsam aber unbeirrbar auf eine riesige Wand von Papierrollen zuwischt, die dann auch über sie zusammenpurzelt. Oder man hört, nachdem ein Taxifahrer Julia übel anmachte, erst im Off ein wiederholtes Hupen. Nach dem Schnitt sieht man, wie Jara den Kopf des Rüpels immer wieder auf den Lenker knallt. Ohne Kommentar.
Die Romanze des Aufpassers und der ungeschickten Putzfrau ergibt einen ungemein sympathischen Film, der ganz einfach die Sicht eines großen Kleinen Mannes einnimmt und ganz alltäglich das Wunder einer schönen Liebe erzählt. Ein Wohlfühlfilm, auch weil er ohne alle abgeschmackten Hollywood-Klischees auskommt. Auf der Berlinale gewann "Gigante" den Silbernen Bären, den Alfred-Bauer-Preis für den innovativsten Film und wurde als bester Erstlingsfilm ausgezeichnet.