12.1.09

Twilight - Biss zum Morgengrauen


USA 2008 (Twilight) Regie: Catherine Hardwicke mit Kristen Stewart, Robert Pattinson, Billy Burke 122 Min. FSK: ab 12

Ein wirklich fantastischer, weil origineller und ästhetischer Vampirfilm ... läuft schon seit einigen Wochen im Kino, kommt aus Schweden und heißt „So finster die Nacht“. „Twilight - Biss zum Morgengrauen“ stammt aus Hollywood und sein Marketing-Etat ist sicher größer als die Produktionskosten der Schweden. „Twilight“ gilt deshalb als „erfolgreich“, nicht ganz zu unrecht.

Bella ist ein verschlossener, blasser Teenager, also der ganz normale Außenseiter. Sie zieht zu ihrem Vater, dem Polizeichef eines vernebelten Küstenörtchens, in das die Sonne selten durchdringt. Auf den ersten Blick fühlen Bella und der extrem coole Edward sich zueinander hingezogen. Vorauf Edward sich erstmal ein paar Tage nicht blicken lässt. Das Wiedersehen ist ein Knaller, weil der Junge Bella mit ungewöhnlichen Kräften und blitzschnell davor rettet, von einem Auto zerquetscht zu werden. Ein paar verhaltene Treffen später wird der hellen Bella klar: Edward ist ein Vampir und sie steht trotzdem auf ihn - der Beginn einer besonderen Freundschaft.

Selbstverständlich gilt es nun, ein paar Hindernisse zu überwinden: Edward ist ein ganz besonderer Vampir und meint: „Ich will kein Monster sein.“ Seine Familie ernährt sich von Wölfen und verzichtet gerne auf Menschenblut. Wer jetzt hämisch denkt „Haha, ein vegetarischer Vampir!“, dem kommt der Film zuvor, indem er genau diesen Scherz selber bringt. Edward und seine Freunde leben friedlich unter den Menschen. Bis ein Trio durchreisender, echter Vampire für Leichen und Unruhe sorgt. Ein besonders böser unter ihnen hat es sogar auf Bella abgesehen.

„Twilight“ ist ein „cooler“ Film, bei dem alles zur Stimmung und zum Trend passt, die blassen Teenager, die leicht morbide Musik zwischen Grunge und Gothik, die entsättigten Farben. Der gar nicht schauerliche Vampirfilm punktet als schöne, ungewöhnliche Romanze und als sorgfältig gemachter Jugendfilm. Den Darstellern Kristen Stewart und Robert Pattinson (der auch ein paar eigene Liedchen zur Klampfe singt) sowie der Regisseurin Catherine Hardwicke ist zu verdanken, dass diese halb-ewige Romanze funktioniert. Hardwicke begeisterte schon mit dem heftig realistischen Teenager-Drama „Thirteen“.

Was den Film auch vom seriellen Durchschnitts-Kram unterscheidet, sind schöne Feinheiten in der Figurenzeichnung: So macht sich Bella vor dem ersten Besuch bei der Vampir-Familie Sorgen. Nicht Sorgen, gebissen zu werden, sondern ob die Familie sie mögen wird. Die Begegnung mit den mehr oder weniger konsequenten „Vegetariern“ ist dann eher komisch als schaurig. Ein kleiner Tanz zu Debussy leitet die Liebesgeschichte um Begehrem und Vertrauen ein. Statt Sex oder den sonstigen Teenie-Grobheiten gibt es ein Abheben durch die Wipfel der Wälder, das die Flüge von „Spiderman“ und „Crouching Tiger, Hidden Dragon“ überflügeln will. Erst in der letzten halben Stunde bis zum Finale im Spiegelkabinett wird „Twilight“ spannend. Dass Edward, dieser Teenager, der kein Bett hat, nie schlafen muss und seinen Trieb unterdrücken will, auch ein Plädoyer für eine Freundschaft ohne Sex verkörpert, ist mehr als naheliegend. Und ein bitterer Tropfen Prüderie in diesem ganz süßen Saft.

Trotzdem schreckt es nicht ab, dass „Twilight“ nach den Geschichten von Stephanie Meyers ein sogenanntes „Franchise“ zu werden droht, eine gewinnbringende Marke im Mediengeschäft. Denn die Fortsetzung dieser halb-ewigen Geschichte ist unübersehbar angelegt.