13.1.09

Ihr Name ist Sabine


Frankreich 2007 (Elle s’appelle Sabine) Regie und Kamera: Sandrine Bonnaire 88 Min.

Sandrine Bonnaire ist ein Star, einer dieser französischen Filmstars, die in Villen neben anderen Göttern zu thronen scheinen. Sandrine Bonnaire ist aber auch eine ganz normale Frau, unprätentiös, immer noch mädchenhaft wirkend. Jetzt zeigt sie, die immer eine große Distanz zwischen Privatem und Beruflichem bewahrte, eine ganz private Seite. Die sehr zärtliche und berührende Dokumentation „Meine Schwester Sabine“ ist eine Begegnung mit dem Schicksal der behinderten Schwester Sabine Bonnaire.

Die junge Frau könnte auch ein Filmstar sein. Ähnlichkeiten mit ihrer mittlerweile berühmten Schwester sind unübersehbar. Die alten Familienfilme lassen diese Vergangenheit miterleben. In den Bildern, die Sandrine Bonnaire nun mit ihrer Schwester Sabine aufnimmt, ist das junge Mädchen eine alte Frau.

Zwischen diesen Jahren ereignete sich eine schockierende Veränderung. Der Verfall von einer jungen Frau, zu einer aufgeschwemmten, sabbernden, immer nur müden, erschöpften Frau erschreckt enorm. Man fragt sich, wie es zu dieser Veränderung kommen konnte.

Sandrine Bonnaire erzählt selbst im Off von guten Zeiten, als ihre Schwester selbständig war, ihre eigenen Dinge machte. Sie war autistisch, hatte eine eigene Welt, aber auch ein eigenes Mofa. Irgendwann fühlt sich Sabine verlassen, schlägt um sich und zerstört das, was sie besondern liebt, auch die Fotos der Familie. Ihr Zustand verschlechtert sich zusehends. Für die unbekannte Krankheit gibt es kein Platz im Krankenhaus, keine Betreuung im Gesundheitssystem. Schweren Herzens gibt die Familie Sabine in eine Psychiatrie und heraus kommt dieser kaum wieder erkennbare Mensch. Mit ihrem anrührenden Porträt stellt Sandrine Bonnaire auch die Frage: Ist Sabines Niedergang der Krankheit oder dem Krankenhaus geschuldet? Erwähnt wird auch die Rolle der Eltern, ihre Suche nach geeigneter Betreuung und ihre Schuldgefühle anlässlich der Frage, ob sie auch alles menschlich Mögliche gemacht haben.

Mittlerweile lebt Sabine in einer betreuten Wohngemeinschaft von Behinderten, die Sandrine privat organisiert hat. Sandrine besucht die Schwester mit der Kamera, ist nicht nur Schauspielerin auf beiden Seiten, sondern auch Schwester. Immer wieder, in endlosen und anstrengenden Wiederholungen fragt Sabine ängstlich in Richtung Kamera: Kommst du morgen wieder, Sandrine? Sie heult und lacht, als sie den Film einer gemeinsamen New York-Reise sieht, sich selbst in einem anderen Leben. Vor allem für die alten Aufnahmen von Sabine benutzt Sandrine die verträumt verspielten, minimalistischen Klaviermelodien von Nicola Piovani aus „Mein liebes Tagebuch“. Aber auch ohne dies wäre das schon ein unwiderstehlich anrührender Moment.

„Für meine Schwester“ hat der Mensch Sandrine diesen Film gemacht und es ist ein ungemein liebevolles und trauriges Porträt geworden. Für die Schwester Sabine war der Film auf jeden Fall positiv: Seitdem sehe sie sich weiblicher, habe an Gewicht verloren, erzählt Sandrine.