28.1.09

Stilles Chaos


Italien/Großbritannien 2007 (Caos Calmo) Regisseur: Antonio Luigi Grimaldi mit Nanni Moretti, Valeria Golino, Alessandro Gassman, Isabella Ferrari, Silvio Orlando, Hippolyte Girardot, Roman Polanski 112 Min. FSK ab 12

Dass man „Stilles Chaos“ als „neuen Nanni Moretti“ ankündigt, ist nicht nur geschicktes Marketing. Tatsächlich zeigt sich Nanni Morettis Film „Das Zimmer meines Sohnes“, in dem Moretti einen Vater spielt, der um seinen Sohn trauert, thematisch und Seelen verwandt mit diesem ebenso wunderbaren, tief traurigen und ganz leise hoffnungsvollen Meisterwerk. Und die Rolle des Vaters, der um seine Ehefrau trauert, scheint vom Regisseur Antonio Luigi Grimaldi nur für Nanni Moretti geschrieben.

Anfangs rettet der Geschäftsmann Pietro (Nanni Moretti) mit seinem Bruder eine fremde blonde Frau vor dem Ertrinken. Dem Tod knapp entwischt, doch zuhause wartet schon er Rettungswagen - Pietros Frau ist gestorben. Das Begräbnis lässt er ebenso regungslos vorüber gehen wie seine kleine Tochter Claudia. Doch als er diese wieder zur Schule bringt, folgt ein seltsamer Gefühlsausbruch: Er werde sie jetzt nicht alleine lassen, er werde den ganzen Tag vor der Schule auf sie warten. Und auch den folgenden und die nächsten.
Pietro isoliert sich von der Welt, zieht sich zurück auf den kleinen Platz vor der Schule seiner Tochter. Doch langsam und irgendwie ganz selbstverständlich kommt die Welt zu dem Sonderling, die anderen Bosse des Medienkonzerns, der verschachert werden soll, Steiner, ein ganz großer „Kapitalist“ (gespielt durch den ganz großen Regisseur Roman Polanski), der Bruder, die gerettete Frau...

„Stilles Chaos“ ist ein märchenhafter Film und doch so einfach, so menschlich. Wie sich Pietro auf dem kleine Park vor der Schule einlebt, zur Freude des behinderten Jungen täglich die Alarmanlage seines Autos piepsen lässt, berührt mit liebenswerten Kleinigkeiten. Über diese sonderlichen Verhalten findet schließlich die Trauer ihren Ausweg, aber auch ganz andere Dramen der Mitmenschen entwickeln sich um den schweigenden Aussteiger. Nanni Morettis nachdenkliches, entschlossen empfindsames Gesicht ist die ideale Projektionsfläche für diese Gefühle. So darf man „Stilles Chaos“ (an dessen Buch Moretti auch mitschrieb) durchaus als Moretti-Film bezeichnen, und es ist wieder ein unbedingt sehenswerter!