13.1.09

Interview Oliver Stone zu W

Der Stone des Anstoßes

Oliver Stone provoziert. Seine Filme sind weltweit bekannt: Die Analyse des Kennedy-Attentates „J.F.K.“. Der Politthriller „Nixon“. „Geboren am 4.Juli“, die Vietnam-Kriegsabrechnung des ehemaligen Vietnam-Kämpfers Stone. Die mediale Gewaltorgie „Natural Born Killers“. Das Börsendrama „Wall Street“ mit Michael Douglas. Die Jim Morrison-Biographie „The Doors“. Um nur einige der fast 20 großen Filme des Amerikaners zu nennen. Und doch ist er nicht beliebt. Angefeindet wegen seiner Stellungnahme zum Vietnamkrieg. Wegen seiner Sicht auf die Politik nach 9/11. In Griechenland ungeliebt, weil er den nationalen Helden „Alexander“ als Schwulen mit blondem Haar zeigte. Das fanden die Türken zwar gut, aber die verübeln Stone immer noch die Darstellung ihrer Justiz in Alan Parkers „12 Uhr Nachts“ (Midnight Express), zu dem der Provokateur das Drehbuch schrieb. Nach „Nixon“, porträtierte Stone Fidel Castro und nun eine Spielfilm-Biographie zu George W. Bush mit dem Titel „W“, die er auf dem Festival von Thessaloniki vorstellte.

Er weiß von der Macht der Bilder: Zur Einführung zeigte man einen sechsminütigen Zusammenschnitt seiner Filme. Nachdem Oliver Stone mit fast einstündiger Verspätung dann doch eingetroffen war, gab es noch mal einer kürzere Version der manipulativen Clips: „Der Drei-Minüter hat mehr Punch!“. „Punch“ hatte auch „Wall Street“, sein Film über die Gier der Finanzwelt, die sich gerade als so prophetisch erweist, dass alle ihn nach einem Nachfolger fragen.

„W“ hat Stone gemacht, weil er wie immer will, dass die Menschen „selber nachdenken, hinter die Fassade schauen.“ Aber auch, weil dieser Präsident die Geschichte mehr beeinflusst hat, als Kennedy oder Nixon. „Der Irakkrieg wird in den USA Generation verkrüppeln, körperlich und seelisch.“ Obwohl er drauf besteht, dass jede Szene bis auf die im streng geheimen „War Room“ verbürgt sei, hat er nicht die Wahrheit für sich gepachtet: „Jeder Film ist nur ein Film, keine historische Wahrheit. Es ist immer eine Interpretation. Wir wissen nicht, was die Wahrheit ist, aber wir müssen sie suchen.“