20.1.09

Operation Walküre - Das Stauffenberg Attentat


USA 2008 (Valkyrie) Regie: Bryan Singer mit Tom Cruise, Kenneth Branagh, Bill Nighy 120 Min.

Der Worte sind genug gewechselt, lasst uns endlich Action sehen! So wird mancher Kinozuschauer diese Woche vor diesem politisch und ästhetisch umstrittenen Werk stehen. Die „Operation Walküre“ erwies sich in der Produktion als Himmelfahrtskommando. Ohne dass man den Film kannte, wurde er in den bedeutendsten Feuilletons wegen seiner Wirkung auf das Bild der Deutschen im Ausland hochgejubelt und niedergemacht. Die Dreharbeiten an historischer Stätte in Berlin beschäftigten gar das Außenministerium, dann fielen noch ein paar Komparsen vom Laster und der Fluch der Scientologen lag sowieso über all dem. Letztendlich ist „Operation Walküre“ ein recht belangloses Filmchen, dass auf keinen Fall NS-Geschichtsschreibung verändert oder überhaupt betreibt. Viel Lärm um nichts wäre auch ein passender Titel gewesen...

Das Ende soll selbstverständlich nicht verraten werden, aber es wird auf jeden Fall spannend gemacht, ob der Truppe um Oberst Graf von Stauffenberg (Tom Cruise) die Mission Impossible des Attentats auf Hitler gelingt. Stauffenberg nimmt die ganze Verschwörung sofort in die Hand, nachdem er im Afrika-Feldzug einen Arm und ein Auge verloren hat. Kritisch gegenüber den Plänen der Obersten Heeresleitung war er schon vorher. Und das ist auch die Antriebsfeder der Adligen und Offiziere um Stauffenberg: Man hätte keineswegs auf die Kriege verzichten sollen, man hätte sie nur besser führen müssen. Nun geht es minutiös darum, ein paar Menschen an Schaltstellen zu überzeugen und - immer in Kombination von eindringlicher Verschwörerstimme und zackigem Kommando-Ton - die Aktion voran zu treiben. Dass nach dem Attentat tatsächlich die Macht in Nazi-Deutschland fast in die Hände der Putschisten fiel, ist für viele vielleicht eine Neuigkeit, auch wenn es der Film verkürzt darstellt.

So viel nur zur unrealistischen Forderung nach historischer Korrektheit im Hollywood-Spielfilm. „Operation Walküre“ stellt nicht unbedingt zur Diskussion, dass es sich um einen versuchten Militärputsch handelte. Wichtiger ist der große Solidaritätsmoment, für den der Film sich die Zeit nimmt, während es eigentlich darum geht, die Schaltstellen der Macht so schnell wie möglich zu besetzen.

Auch wenn materialreiche Produktion und wuchtige Musik Gefühle sehr kräftig lenken, auch wenn der Schnitt für Spannung sorgt, ist es ideologisch ziemlich verdreht, dass mit Tom Stauffenberg / Oberst Cruise ein neuer (An-) Führer den Führer Adolf Hitler stürzen soll. Die Logik des (übrigens hochgradig arbeitsteilig hergesellten) Hollywoodfilms verlangt nach einem Helden, auch wenn ein Kollektiv den Staatsstreich plante und ausführte. So wartet Cruise in fast jedem Bild auf die Verleihung des Eisernen Kreuzes. Ästhetisch greift die Faszination des Bösen in Scharz-Weiß-Rot um sich und eine seltsame Begeisterung für Uniformen und Hakenkreuz-Fahnen beherrscht den Film.

Tragisch ist wohl auch die Rolle von Regisseur Bryan Singer, der eigentlich einen kleinen Film drehen wollte und durch den Einstieg von Tom Cruise und dessen Produktionsfirma United Artists förmlich überrollt wurde. Der jüdische Filmemacher, der in „Der Musterschüler“ und selbst in großen Spektakeln wie „X-Men“ Ausgrenzung und Verfolgung nachfühlbar machte, hinterlässt hier kaum einen persönlichen Fingerabdruck.