Venedig. Wenn die Gondeln Stars tragen ... dann ist Filmzeit bei der Biennale von Venedig. Das 63. Filmfestival in Venedig, das vom 30. August bis zum 9. September 2006 stattfindet, braucht sich um den Glamour keine Sorgen zu machen. Sharon Stone, Anthony Hopkins, Meryl Streep, Scarlett Johansson, Adrien Brody und Ben Affleck werden am Lido erwartet. David Lynch, Oliver Stone, Brian De Palma und viele andere Star-Regisseur zeigen ihre neuesten Filme.
Im Wettbewerb um den Goldenen Löwen sind 21 Filme zu sehen. Ob man in zehn Tagen sagen kann "Gut gebrüllt, Löwe", entscheiden in der Internationalen Jury unter anderem Catherine Deneuve, der Regisseur Cameron Crowe und der italienische TV-Star Michele Placido. Dazu gibt es in der spannenden Nebensektion "Orizzonti" (Horizonte) 19 weitere Beiträge, hier ist der deutsche Regisseur Philip Gröning Jury-Präsident, der im letzten Jahr in Venedig "Die große Stille" über das Kloster La Grande Chartreuse präsentierte. Brian De Palma eröffnet Mittwochabend den Reigen mit dem amerikanischen Thriller "The Black Dahlia". Die Verfilmung des James Ellroy-Romans ist von einem Verbrechen aus den 40er Jahren in Los Angeles inspiriert. Bei der Aufklärung eines grausamen Mordes an einem als "Black Dahlia" bekannten Mädchen, beginnt ein Polizist ein Verhältnis mit einer anderen Frau, die in das Verbrechen verwickelt ist. Unter dem Altmeister De Palma spielen Josh Hartnett, Scarlett Johansson, Aaron Eckhart, Hilary Swank und Mia Kirshner.
Zu den bekanntesten Startern gehören Stephen Frears mit "The Queen", Altmeister Alain Resnais mit "Private Fears in Public Places" und der Action-Champion Johnnie To aus Hong Kong mit "Fangzhu" (Exiled). Besonders neugierig ist man auf das "Black Book" von "Basic Instinct"-Regisseur Paul Verhoeven, dem Hollywood-Regisseur aus den Niederlanden. Für die Weltkriegs-Geschichte um ein jüdisches Mädchen aus Deutschland, das den Zweiten Weltkrieg in Holland überlebt, kehrte er nach Europa und in die niederländische Heimat zurück.
Reizvoll ist auch die Frage, ob die Österreicherin Barbara Albert einen Grand Slam des Films hinlegt: Sowohl beim Berlinale-Gewinner "Grbaviza - Esmas Geheimnis" als auch beim Locarno-Sieger "Das Fräulein" arbeitete sie am Drehbuch mit. Jetzt ist sie mit "Fallen" als Regisseurin im Wettbewerb.
Der deutsche Film ist vor allem mit internationalen Koproduktionen vertreten. Und mit Edgar Reitz als Aushängeschild der älteren deutschen Autorenfilmer bei den "Orrizonti". Er setzt sein monumentales Heimat-Werk mit den "Heimat-Fragmenten" fort. Bedauerlich, dass Tom Tykwers "Das Parfum" nicht für das renommierte Festival freigegeben wurde. Festivalchef Marco Müller, der schon "Winterschläfer", "Lola rennt" und "Der Krieger und die Kaiserin" in seine Festivals holte, hatte schon ein Auge auf diesen möglichen Eröffnungsfilm geworfen - der Verleiher Constantin stellte sich quer.
Marco Müller hätte es gerne noch etwas prominenter gehabt und schielt schon neidisch auf das neue Filmfestival in Rom, das Anfang Oktober auf jeden Fall Nicole Kidman präsentieren will. Der übliche Festivalneid liefert in Italien selbst Stoff für einen Film. Denn während Müllers zwischenzeitliche Nachfolgerin in Locarno, Irene Bignardi, eigentlich Venedig übernehmen wollte, zieht beider Assistentin Teresa Cavina jetzt in Rom die Fäden!
Die Filmstiftung NRW hat auch auf diesem großen Festival einige geförderte Produktionen im Rennen: In der Nebenreihe "Venice Days" läuft "WWW - What a Wonderful World" von Regisseur Faouzi Bensaïdi. Er erzählt eine Liebesgeschichte zwischen einem Profikiller und einer Verkehrspolizistin in Casablanca, wo die internationale Koproduktion der Kölner Heimatfilm im Herbst 2005 auch gedreht wurde. Der 1967 in Marokko geborene Regisseur, Autor und Schauspieler gewann bereits 2003 mit seinem ersten Langfilm „Mille Mois" in Cannes in der Reihe „Un Certain Regard" den Prix de la Jeunesse und den Prix Premier Regard.