21.8.06

Monster House


USA 2006 (Monster House) Regie: Gil Kenan mit Steve Buscemi, Nick Cannon, Maggie Gyllenhaal 90 Min. FSK: ab 6
 
Ein neuer Animationsfilm mit jugendlichen Helden - aber keineswegs Kinderkram! "Monster House" verbindet neueste Tricktechnik mit einem fast altmodischen Gruselabenteuer. Kein Wunder, denn mit Steven Spielberg und Robert Zemeckis stehen zwei Schreck-erfahrene Senioren hinter der Produktion!
 
Das bedrohlich düstere Haus in der Straße, der garstige Nachbar, erschreckend und gleichzeitig auch häufig selbst von Kinderscherz erschreckt. Das gibt es nicht nur in den USA und nicht nur zu Halloween. In solch universalen Kindheitsschauder schlüpfen der zwölfjährige DJ und sein Kumpel Chowder. Doch stopp - bevor wir ihnen ins Geisterhaus folgen, sollte man erklären, wer hinter ihnen steckt. Denn DJ, Chowder, die Eltern und alle anderen sind in diesem Trickfilm nicht gezeichnet, jedenfalls nicht völlig. In ihre gemalten Hüllen schlüpfen echte Schauspieler, deren Bewegungen im Motion-Capture-Verfahren aufgezeichnet wurden. Den garstigen Nachbarn Nebbercracker spielte und grimassierte etwa der bekannt kantige Charakterdarsteller Steve Buscemi ("Pulp Fiction"). So verzieht nun Nebbercracker sein comic-artige übertriebenes Gesicht mit der seltsam vertrauten und doch gar nicht vorhandenen Mimik des oft gesehenen Schauspielers. Nach diesem Prinzip bewegen sich die Figuren im Film sehr realistisch und doch so anders fantastisch...
 
Nebbercracker ist schon eine Weile im Visier von DJ, der fotografiert, wie er andere Kinder vom Haus gegenüber verjagt und alles einkassiert, was auf seinem Rasen landet. Als der alte Mann mit Herzanfall weggefahren wird, beobachtet DJ unheimliche Ereignisse um dessen Haus. Wie ein riesiges Monster verschlingt es nicht nur mehr Spielzeug. Grimmige Fensteraugen verfolgen die Kinder. Die lange Teppichzunge schnappt sich alles, was ihr zu nahe kommt. Weil aber Halloween vor der Tür steht, beschließen DJ, Chowder und ihre neue Freundin Jenny, dem Haus den Garaus zu machen.
 
Im Gegensatz zum öden "Polar Express, der ebenfalls mit dieser Technik realisiert wurde, spürt man beim "Monster House" den Spaß, eigene Wesen und Welten zu schaffen. Der lustige wie schaurige Film zeigt sich sehr detailreich, wenn sich der kleine, knochige Nebbercracker in der Fenster-Pupille seines großen Hauses namens Constance spiegelt. (In der Auflösung erhält der Begriff Haus-Frau einen neuen Sinn!) Zum Finale hin überschlagen sich die grandiosen Szenen, wenn der Baum vom Monster-Haus gleich ein ganzes Polizeiauto verschlingt. Vorher herrschte frischer Witz, originelle Ideen machen Kinder und Erwachsenen Spaß. Allerdings könnte schon der erste Traum DJs kleinere Kinder erschrecken. Im Monster-Haus selbst wird es richtig spannend, wenn sich der Parkettboden bissig öffnet und schließt. Als sich das Haus dann von einer Immobilie zur wütenden Wohn-Mobilie wandelt, bekommt es fast die eindrucksvolle Größe wie "Das wandelnde Schloss" des japanischen Altmeisters Hayao Miyazaki. Im Kern der oft typisch amerikanischen Halloween-Geschichte steckt eine anrührend düstere Liebes-Tragik, die auch einem Tim Burton-Film gut gestanden hätte.