15.8.06

Neil Young - Heart of Gold

USA 2006 (Neil Young: Heart of Gold) Regie: Jonathan Demme mit Neil Young, Emmylou Harris 103 Min.
 
Forever Young - Neil Young, der Rocker mit Seele und gesundem Menschenverstand zeigt nicht nur extremes Durchhaltevermögen (während einige Bandmitglieder um ihn herum an der Nadel zugrunde gingen). Er spielt auch äußerst vielseitig in verschiedenen Ecken der Rock-Welt: "Buffalo Springfield", "Crazy Horse", "Crosby, Stills, Nash & Young" und dann die sensationelle "Year of the Horse"-Tour mit Pearl Jam, die Young zum Godfather des Grunge machte. Jim Jarmusch nahm "Year of the Horse" kongenial dreckig auf Super 8 auf.
 
Und nun ein mitreißender Konzertfilm mit dem sanftesten Young den man lange sah. Ein harmloser Country-Star, der seine neue CD "Prairie Wind" als Vollendung der Trilogie mit "Harvest" und "Harvest Moon" live präsentiert? Nicht ganz, denn Neil Young schrieb die Lieder kurz vor einer Gehirn-Operation, bei allem schwingt eine Hauch des nahen Todes mit. So kann man dieses Konzert und die CD ganz ernsthaft in einer Reihe mit Werken des Hinübergehens, etwa mit Gernhardts K-Gedichten, hören. Oder sich der grandiosen Inszenierung von Jonathan Demme hingeben.
 
Das Konzert fand in Nashvilles legendärem Rymans Auditorium, im Herzen der Country Musik statt. Obwohl der Musikstill reichlich anders ist, fühlt es sich an wie "Stop Making Sence", den Konzertfilm mit den Talking Heads, den Demme 1984 inszenierte. Das mag am Sounddesign liegen. Konsequent wird das Publikum ausgeblendet, der Blick bleibt auf den Musikern, geht nicht zurück in den Saal. Akustisch ist man allerdings in der jubelnden Menge eingebettet, geht in der lauten Begeisterung auf.
 
Dabei berührt Young nur mit stillen Klängen und den Texten. Es gibt einen Abschied vom kürzlich verstorbenen Vater, die Öko-Gedanken, denen er den ganzen Musik-Spielfilm "Greendale" widmete und finales Sinieren in "It's only a dream". Das Konzert, das Young mit einer ganzen Reihe hochkarätiger Musiker (darunter auch seine Frau) gestaltet, endet mit einem Solo, dass gut gepasst hätte, wenn Young den Gitarrenkasten endgültig zugemacht hätte. Aber zum Glück rockt er weiter und wird sicher bald mit einem neuerlichen Stilwechsel überraschen.