28.8.06
Das M ä dchen aus dem Wasser
USA 2006 (Lady in the Water) Regie: M. Night Shyamalan mit Paul Giamatti, Bryce Dallas Howard, Jeffrey Wright 109 Min. FSK: ab 12
Eine neue Überraschung von M. Night Shyamalan, dem Regisseur von "Sixth Sense", "Signs", "Unbreakable" und zuletzt "The Village": Diesmal geht es nicht um hoch spannende Erscheinungen, die in einem sehr überraschenden Finale fast aufgeklärt werden. Die jugendfreie Geschichte "Das Mädchen aus dem Wasser" dreht sich um eine Wassernymphe und ihren Versuch, den Menschen zu helfen.
Shyamalans Meerjungfrau ist wie "Der König der Fischer" von Terry Gilliam angesiedelt in dem Grenzbereich von Märchen und oft bitterer Realität. Sie taucht auf im Swimming Pool eines nicht gerade luxuriösen Appartementkomplexes. Der Prinz ist der fürsorgliche, bescheidene Hausmeister Cleveland Heep (Paul Giamatti) und hier sollte man auch aufhören, diese Parallele zu bemühen. Denn Shyamalans erzählt Andersen anders, mit ein paar bekannten Versatzstücken als eigene Geschichte, die er seinen Töchtern zum Einschlafen erfand. Das Wasserwesen - ohne Flosse! - mit dem vielsagenden Namen Story (engl. für Geschichte) wird von Cleveland gerettet. Aber der hilfsbereite, einsame Mann weiß nicht, was er mit der jungen, sehr blassen Frau (Bryce Dallas Howard) anfangen soll. Langsam erfährt er, dass sie wie viele ihrer Schwestern aus dem Wasser kam, um den Menschen zu helfen. Dabei trugen sie große Adler und ein dunkles, wolfartiges Wesen verfolgt sie mit grimmigem Knurren.
Wie in einem selbstreflexiven Kunstwerk, das dieses "Mädchen aus dem Wasser" sein möchte, bemühen sich die Bewohner des Hauses gemeinsam unter Anleitung von Cleveland, ihren Platz, ihren Sinn in der Fabel von Story zu finden. Es gibt da einen Wächter, es gibt eine Versammlung und einen letzten Flugtermin, damit die Nymphe sicher nach Hause ins Meer kommt. Ungeübt im Glauben stümpert die Gemeinschaft ganz schön herum, bis sich die Prophezeiung schließlich doch erfüllt. Grundlage ist, wie so oft seit Peter Pan, der Glaube an die Kraft der Fantasie, der Geschichte, der Story.
So könnte "Das Mädchen aus dem Wasser" ein Glaubensbekenntnis Shyamalans sein. Der sehr jung mit "The Sixth Sense" erfolgreiche Autor und Regisseur dehnt seine üblichen Kurzauftritte a la Hitchcock mächtig aus zur Rolle des jungen Autoren, der mit Hilfe von Story die Welt verändern wird. Für diesen Film soll der Amerikaner angeblich seinen alten Produzenten Disney im Streit verlassen haben. Im etwas bescheideneren Teil der Geschichte finden Menschen ihre Würde zurück, allen voran der seelisch gebrochene Hausmeister und Menschenfreund Cleveland Heep. Paul Giamatti hat mit ihm noch so eine ideale Rolle gefunden. Wie sein einsamer Comiczeichner in "American Splendor" und sein frustrierter Wein-Kritiker in "Sideways".
Shyamalan erzählt, dass der Animationsfilmer Hayao Miyazaki ihn mit "Chihiros Reise ins Zauberland" sehr für diesen Film beeinflusst hat. Im Vergleich zu dessen Fabulierkunst wirkt der Hollywood-Überflieger mit seiner Fabel allerdings bescheidener. Ohne die Masche mit dem großen Final-Clou wird Shyamalan nicht so viele begeistern. Aber vielleicht eine Balance zwischen Story und menschlich tieferen Figuren finden.