15.8.06

Superman Returns


USA 2006 (Superman Returns) Regie: Bryan Singer mit Brandon Routh, Kevin Spacey, Kate Bosworth, James Marsden 154 Min. FSK: ab 12
 
Selten war es einfacher, ein Kino-Ikon zu reaktivieren. Superman schwebte einfach mal für ein paar Jahre im Weltall rum und dachte über seine Vergangenheit nach. Jetzt düst er wieder durch New York und alles ist wie vorher. Nicht ganz alles: Christopher Reeve, der Superman von vor 20 Jahren, verstarb vor zwei Jahren. Doch man fand für die Hauptrolle in Brandon Routh ein ähnlich nichts sagendes Gesicht eines bislang unbekannten Schauspielers, der gut in diese Helden-Hülle passt.
 
Ausgerechnet der Erz-Schurke Lex Luthor (Kevin Spacey), der immer richtig stinkig ist, weil Superman ihm die Show stiehlt, macht die ersten Punkte im Film: Der wunderbar wahnsinnige Schurke besorgt sich wieder mal ein paar Kryptonite-Kristalle und löst konzentrische Chaos-Wellen aus. Sehr schön, wie die Katastrophe inmitten einer Modeleisenbahn-Landschaft startet und danach erst New York erschüttert. (Das in solchen Filmen selbstverständlich auch nur ein Model ist!) Irgendwie - genauer nachfragen nicht erlaubt - löst sich bei einem Shuttle-Huckepackstart das Raumschiff nicht vom Flieger. Vor allem weil Dauerschwarm Lois Lane (Kate Bosworth) an Bord ist, muss heftig gerettet werden. Mit Vollgas ins All wird ein erster dramatischer Höhepunkt erreicht, wobei wieder die Tricktechniker mit den Menschen und Maschinen so spielen, wie Luthor mit seiner Modell-Eisenbahn!
 
Der schüchterne Bürobote Clark Kent flirtet und fliegt dann unter dem roten Deckmantel des Superhelden mit seiner geretteten Kollegin Lois, dass es ihr die Schuhe auszieht. Das sorgt für Eifersucht beim lieben, harmlosen Gatten, der absolut keine Chance gegen so einen super Mann hat. Selbst Lois' kleiner Sohn himmelt direkt den anderen Papi an.
 
"Superman returns" ist völlig frei vom Zynismus vieler Action-Filme. Man muss auch sehr gutherzig und -gläubig sein, um sich so ein altmodisches Heldenmärchen anzutun. Ein paar versteckte Verweise zu 9/11, näher wagt sich der Film nicht an unsere Realitäten. Dafür gibt es im Bereich Action eine Punktlandung mit Superjet mitten in einem Baseball-Studio und ab und zu ein paar grandiose Treffer mit dreisten Lachern.
 
Diese äußerst schwierige Produktion zu stemmen, hätte es fast einen Superman bedurft. Mit Bryan Singer fand man vor allem einen exzellenten Profi, der nicht viele Filme, aber mit "Die üblichen Verdächtigen" (1995), "Apt Pupil" (1998), "X-Men" (2000) und "X-2" (2003) nur anständige Arbeiten hingelegt hat. Für "Superman Returns" verzichtete er auf "X-Men 3", eine gute Entscheidung. Singer arbeitete mit seinen üblichen Verdächtigen, mit langjährigen Kollaborateuren wie Spacey vor und hinter der Kamera.
 
Das Bemerkenswerte an Singers Interpretation sind die Momente, in der die Ikone Superman in göttliche Dimensionen aufsteigt, im Orbit schwebend, allhörend über die (amerikanische) Menschheit (New Yorks) wacht. Folgerichtig erleidet er später sein eigenes Martyrium, samt Kreuzigung und Wiedergeburt. Und in der Verlängerung der Vater-Sohn-Geschichten liegt der Samen für unendliche viele Fortsetzungen. Hier ist die Harmlosigkeit des Super-Märchens aber längst in die Kitsch-Regionen der Nachmittags-Soaps abgeglitten.