Bosnien-Herzegowina, Österreich, Rumänien, Niederlande, BRD, Polen, Frankreich, Norwegen, Türkei 2020 Regie: Jasmila Žbanić, mit mit Jasna Đuričić, Izudin Bajrović, Boris Ler, Dino Bajrović 104 Min. FSK ab 12
Wie die bosnische UN-Dolmetscherin Aida mitten im Massaker von Srebrenica versucht, ihre Familie zu retten, ist nicht nur der erschütterndste, sondern auch der wichtigste Film des Jahres.
Nach vier Jahren Jugoslawien-Krieg nehmen die serbischen Heerscharen im Juli 1995 die bosnische Kleinstadt Srebrenica ein. Sie ermorden direkt alle Politiker, deren Name auf irgendwelchen Listen stehen. Ein paar hundert Bewohner retten sich in das UN-Lager, davor warten 25.000 unter extremen Bedingungen auf den zugesagten Schutz. Doch die versprochenen Bombardements bleiben aus, die brutalen Killer von General und mittlerweile verurteiltem Kriegsverbrecher Ratko Mladić haben freie Hand und am Ende werden über 8000 Männer hinterhältig ermordet, statt in Bussen in die Freiheit gebracht.
Inmitten dieser historischen Katastrophe Europas und der europäischen Politik versucht die ehemalige Lehrerin Aida (Jasna Đuriči) zu helfen. Als Übersetzerin für die Blauhelme ist sie am Rande der großen Politik und von deren Folgen direkt betroffen, da ihr Mann und zwei erwachsene Söhne draußen in der Menge auf Rettung hoffen.
Regisseurin Jasmila Žbanić, geboren 1974 in Sarajevo, beschäftigt sich in ihren Filmen immer wieder mit diesen schwersten Kriegsverbrechen in Europa seit Ende des Zweiten Weltkriegs. 2006 erhielt sie den Goldenen Bären für „Esmas Geheimnis – Grbavica". Nun spiegelt sie klug Tausende Schicksale einer ganzen Bevölkerungsgruppe in einem persönlichen Drama. Selbst wenn die Morde nie direkt gezeigt werden und Žbanić auch die Lager auslässt, wo gefangengenommene Frauen systematisch vergewaltigt und prostituiert wurden, ist „Quo Vadis, Aida?" trotzdem oder gerade deshalb eine erschütternde Anklage der laienhaften EU-Politik.