5.8.21

Locarno 2021 Eröffnung

Locarno. Die Gewitter kommen erst später, doch heute Abend eröffnet das 74. Locarno Film Festival (4.-14. August) mit einem Knall: Während sich Cannes strickt gegen Filme wehrt, die nur bei Streaming-Anbietern und nicht im Kino zu sehen sind, eröffnet Locarno direkt mit dem Netflix-Film „Beckett" !

Nach einem Jahr ohne Piazza Grande beim stark reduzierten Hybrid-Festival 2020 gibt es wieder Action im nicht größten, aber atmosphärisch eindrucksvollsten Open Air-Kino Europas im kleinen Schweizer Ort am Lago Maggiore. Vor bis zu 9000 ZuschauerInnen erzählt Eröffnungsfilm „Beckett" von Ferdinando Cito Filomarino die Geschichte des amerikanischen Touristen Beckett, der während eines Griechenlandurlaubs nach einem Unfall zur Zielscheibe einer Menschenjagd wird. Der Thriller mit John David Washington, Boyed Holbrook, Vicky Krieps und Oscar-Gewinnerin Alicia Vikander wird ab dem 13. August exklusiv auf Netflix verfügbar sein.

Einen Kinostart am 7. Oktober sicher hat der aus deutsch-nationaler Sicht interessanteste Piazza-Starter „Hinterland" von Oscarpreisträger Stefan Ruzowitzky mit Murathan Muslu, Liv Lisa Fries, Maximilian von der Groeben, Stipe Erceg und als Gast Matthias Schweighöfer: Die österreichisch-luxemburgische Produktion ist ein historischer Thriller zwischen „Sin City" und „Babylon Berlin".

Locarno-lokalpatriotisch wird es bei der Piazza Premiere von „Monte Verità" (Kinostart Ende 2021) des Schweizer Regisseurs Stefan Jäger: Max Hubacher, Hannah Herzsprung und Julia Jentsch spielen die Aussteiger, die Anfang des 20. Jahrhunderts das Paradies im Süden der Schweiz auf dem berühmten Berg Monte Verità suchten. Neben dem jungen Hermann Hesse (Joel Basman) gehörten die Tänzerin Isadora Duncan, die Gründerin des Monte Verità Ida Hofmann (Julia Jentsch) und Lotte Hattemer (Hannah Herzsprung), die Tochter des Berliner Bürgermeisters, zum veganen Kreis der ersten „Hippie-Kommune" der Welt. Der Monte Verità in Ascona, nur wenige Minuten von Locarno entfernt, ist heutzutage touristische Attraktion und auch Treffpunkt für Festivalgäste.

Im Wettbewerb um den Goldenen Leoparden, der am übernächsten Samstag verliehen wird, ist unter den 16 Startern Abel Ferrara mit „Zeros and Ones" und Ethan Hawke in der Hauptrolle der einzige prominente Regisseur. Größere deutsche Produktions-Beteiligungen gibt es hier nicht.

Beim mutigen Neustart in der Öffnung vor der Delta-Welle steht nicht allein das Programm des nächsten neuen Festival-Direktors, des italienischen Kritikers Giona A. Nazzaro, unter besonderer Beobachtung. Nur zwei Wochen nach dem Cannes-Festival mit übervollen Sälen und teils laxen Corona-Maßnahmen werden viele schräge Blicke zu hustenden oder niesenden Fachgästen in den Kinoreihen gehen.