24.8.21

Der Hochzeitsschneider von Athen



Griechenland, BRD, Belgien 2020 (Raftis) Regie: Sonia Liza Kenterman, mit Dimitris Imellos, Tamila Koulieva, 100 Min. FSK ab 0

Der Rhythmus der Nähmaschinen in einem Geschäft voller Spinnweben. Zuschnitte von Kunden, die meist schon tot sind. Und ein freundlicher, mittelalter Schneider mit Cary Grant-Gesicht. Seine verschrobenen Mechaniken für das Leben auf engstem Raum, die stille Freude am Funktionieren, charakterisieren einen skurrilen Menschen. Doch anders als bei den neuerlich populären griechischen Festivalfilmen steht Nikos (Dimitris Imellos) in seinen schicken Anzügen altmodisch neben dem Leben. Als sein Vater erkrankt und Banken drängen, baut sich der geschickte Schneider einen fahrenden Handkarren und verkauft seine Stoffe auf Märkten, bei Krankenschwestern und Zufallsbekanntschaften. Die Frage nach einem Hochzeitskleid bringt Nikos mit seiner verheirateten Nachbarin Olga (Tamilla Koulieva) zusammen.

Es ist ein wunderbares Bild, wie Nikos auf dem Motorrad im Anzug seinen farbenfrohen Karren voller Kleider hinter sich herzieht. Eines von vielen in diesem zweiten „Griechenland-Film" dieser Woche neben „Killer's Bodyguard 2". Die Sympathie für den sehr schön gespielten Sonderling mit großer Neugierde und unerschütterlichem Optimismus trägt den „Hochzeitsschneider von Athen". Wie der Film kommt er mit wenigen Worten aus. Dafür macht die äußerst nette Musikbegleitung einen großen Teil des Vergnügens aus. Die Probleme bei der Pflege seines Vaters im staatlich brutal runtergekürzten Krankenhaus sind Hintergrund, teure Medikamente besorgt ja eine Krankenschwester gegen neue Kleider. Emanzipation vom Vater und bei Olga vom ignoranten Taxifahrer und Ehemann geschieht fast beiläufig zum Schwelgen bei schönen Bildern und herzlichen Situationen.