Frankreich, Belgien 2020 (La bonne épouse) Regie: Martin Provost, mit Juliette Binoche, Yolande Moreau, Noémi Lvovsky 110 Min., FSK ab 12
Juliette Binoche, Yolande Moreau und Noémi Lvovsky leiten in der teilweise skurrilen Komödie „Die perfekte Ehefrau" eine Erziehungsanstalt für schlechter gestellte Töchter. Ein schauspielerischer Leckerbissen und letztlich eine begeisternde Geschichte von Frauen-Befreiung.
De Gaulle schaut streng von der Wand und Adamo schmettert vom Plattenspieler seine Schnulze „Tombe la neige". Zusammen mit ihrer Schwägerin Gilbert (Yolande Moreau) und der Nonne Schwester Marie-Thérèse (Noémie Lvovsky) führt Paulette Van der Beck (Juliette Binoche) Ende der 1960er-Jahre eine Haushaltsschule im Elsass. Der eigentliche Schulleiter Robert Van der Beck (François Berléand) schaut lüstern den Schülerinnen hinterher. Sein Dahinscheiden an einem Stückchen seines Lieblingsessens - flambiertes Kaninchen - wird herrlich komisch aus der Distanz gefilmt. Auch die Charakterisierung der drei Hausherrinnen macht sich deftig lustig: Paulette hält im eleganten Kostümchen Vorträge über Vernunftehe und wiederholt die Regeln der perfekten Hausfrau, wie das Staubsaugen immer im Uhrzeigersinn! Die kindliche Gilbert lebt nur in der Küche auf und macht begeistert das Köpfen von Hühnchen vor. Selbst Schwester Marie-Thérèse wird ihre Haltung als knallharte Antikommunistin und alte Widerstandskämpferin angesichts der umwälzenden Veränderungen ablegen. Denn als Paulette nun die katastrophalen Finanzen der Schule übernimmt und gegen ihre Regeln selbst Geld bekommt, trifft sie in dem Banker auf ihre Jugendliebe. Während in Paris Unruhen auflodern, übernehmen Leidenschaften und Frauenbefreiung im fernen Elsass das Zepter. Ein grandios gespielter und stilistisch oft überbordender Spaß.