USA 2020 (Irresistible) Regie: Jon Stewart, mit Steve Carell, Chris Cooper, Rose Byrne, Mackenzie Davis, Natasha Lyonne, Topher Grace 101 Min.
Nach der verheerenden Niederlage der US-Demokraten auf dem Land soll nun der einfache Wähler zurückgewonnen werden. Der zuletzt sehr erfolglose Wahlkampf-Manager Gary Zimmer (Steve Carell) entdeckt in der Kleinstadt Deerlaken den pensionierten Veteran Colonel Hastings (Chris Cooper). Ein gradliniger, unverdorbener Farmer, eigentlich typischer Republikaner, der nun für die Demokraten das Bürgermeisteramt erkämpfen soll. Da auch Garys skrupellose Konkurrentin Faith Brewster (Rose Byrne) der Sache auf die Spur kommt, wird das Kaff Deerlaken von einer millionenschweren Wahlkampf-Maschinerie eingenommen. Mit überraschenden Folgen.
Ja, dieser sehr politische Night Show-Moderator Jon Stewart („The Daily Show"), der allerdings auch schon mal einen Film inszeniert hat und bei vielen mitspielte, ist Regisseur der Politsatire „Irresistible". Mit Steve Carell als Berufs-Wahlkämpfer aus Washington D.C. wird die abgehobene Elite der Hauptstadt bloßgestellt. Die kläglichen Versuche von „D.C. Gary", sich volkstümlich zu geben, machen Spaß. Die „einfache Bevölkerung" ist dabei zu niedlich, um wahr zu sein. Da versucht der Polit-Profi verzweifelt, die Kühe auf Jacks Bauernhof für die Kameras attraktiv zu gruppieren. Aber er beeindruckt die scheinbaren Hinterwäldler auch mit aufwändigen Plakaten und Websites, mit der teuren Routine des Wahlkampfs. In einem zentralen Moment des Films sagt „der einfache Mann" Jack den spendablen Demokraten von New York, dass genau dieses Verfahren das Problem des Landes ist. Jack sollte eigentlich in seinem kleinen Kaff sein und sich um dessen Wohlergehen kümmern. Stattdessen umwirbt er politische Sponsoren.
„Irresistible" nimmt die Mechanismen und die Figuren des US-Wahlkampfs mäßig treffend auf die Schippe. Die Namen der Sponsoren-Gruppen klingen ebenso absurd wie die Abkürzungen für Wählergruppen. Selbst ein grandioser Komiker wie Steve Carell kann aber nur zaghaftes Lächeln erzeugen. Alles wirkt wie ein Entwurf für einen richtigen Film. Auch die Hassliebe zwischen Gary und seiner Gegnerin Faith ist nur ein Abklatsch der romantischen Politkomödie „Sprachlos" (1999) mit Michael Keaton und Geena Davis.
Bis zur sehr sympathischen Pointe ist die Satire sehr übersichtlich und oberflächlich. Wenn dann die vermeintlichen „Mike"-Deppen aus der Kneipe plötzlich Neil Postmans Medientheorien diskutieren, macht Jon Stewart klar: Die „Election economy" der USA, diese Geldbeschaffungs-Maschine im Namen von Wahlkampf ist eine gefährliche, undemokratische Farce. In einem kurzen Spot der „Daily Show" hätte man das ebenso gut sagen können.