10.8.20

Der göttliche Andere

BRD, Italien 2020 Regie: Jan Schomburg, mit Matilda De Angelis, Callum Turner, Pino Ammendola 91 Min.

Der arrogante TV-Sprecher Gregory (Callum Turner) fliegt nach Rom ein, um als Ungläubiger von der Papst-Wahl zu berichten. Der zynische Schnösel sieht sich als schönen Strand in der Karibik, an dem man vielleicht eine Woche verbringen will, aber kein Einfamilienhaus drauf bauen will. Dann verliebt sich Gregory Knall auf Fall in Maria (Matilda de Angelis), die gerade dabei ist, Nonne zu werden. So steht einer wunderbaren gemeinsamen Nacht nach dem einvernehmlichen Gelöbnis, sich nicht in einander zu verlieben, nichts mehr im Wege. Außer der Typ, dem Maria versprochen ist... Genau, dieser Jesus.

Keine Angst, „Der göttliche Andere" von Jan Schomburg („Vergiss mein Ich", Ko-Autor „Vor der Morgenröte") ist keine bajuwarische Zotte. Wie der eifersüchtige Jesu, der seine versprochene Braut nicht verlieren will, ohne persönlich aufzutreten beim Kennenlernen der beiden heftig dazwischenfunkt, ist mal albern, mal großartig komisch, mal verrückt und meistens nett. Da klaut ein Affe den Schlüssel zum Hotelzimmer. Besser schon, wie dem Angeber Gregory danach auch noch seine beiden Smartphones nacheinander von Vespa-Fahrern gemopst werden. Aber zum Glück hat er vorhin von einem Straßen-Jungen zwei bestimmt originale Kreuzigungs-Nägel mit Jesus-DNA bekommen, mit denen Maria das Zimmer-Schloss knacken kann.

„Der göttliche Andere" ist insgesamt eine wirklich nette Romanze. Immer wieder gibt es echte Höhepunkte Romantischer Komödie, etwa Gregorys Test einer Liebeserklärung am Taxifahrer, der äußerst überzeugend zu einem Kuss mit diesem führt! Auch das Finale, live aus der Sixtinischen Kapelle, ist eine genial konstruierte Pointe.

Fundierte Kirchenkritik sollte nicht erwartet werden. Es ist nicht das fein geschliffene Schwert der Argumentation, wenn Kloster-Leben und Kirche mit Faschismus und Gulag verglichen werden. Aber dass der chancenlose Konkurrent am Ende mit einem exklusiven Interview mit dem neuen (schwarzen und Freud zitierenden) Papst belohnt wird, ist schon wieder so ein einfach netter kleiner Einfall.

Dabei ist Jan Schomburg, der 1976 in Aachen geboren wurde und in Köln studierte, ein durchaus ernst zu nehmender Autor für Film- und Buch, sowie bemerkenswerter Regisseur. Er hat mit Maria Schrader („Unorthodox") das Drehbuch zum großartigen „Vor der Morgenröte" geschrieben. Schrader spielte auch die Hauptrolle in Schomburgs letztem Kino-Film „Vergiss mein Ich".