BRD, Belgien, Kosovo 2019 Regie: Visar Morina, mit Mišel Matičević, Sandra Hüller, Rainer Bock 121 Min. FSK ab 12
Ausgerechnet Xhafer (Mišel Maticevic), mit seiner Rattenphobie, findet eine tote Ratte am Gartenzaun seines Einfamilienhäuschens. Ist es wegen seines Jobs als Chemieingenieur bei einem Pharma-Konzern mit reichlich Tierversuchen? Ist es Ausländerfeindlichkeit gegen den im Kosovo geborenen, dessen Nachname in Deutschland niemand aussprechen kann? Oder einfach, weil Xhafer ein Arschloch ist, wie seine Frau Nora (Sandra Hüller) meint? Auf jeden Fall steigert sich der Mann immer mehr in die subtile Bedrohung rein.
„Exil" beschreibt über zwei lange, auch quälende Stunden recht ausführlich sehr unangenehme Situationen und Stimmungen. Xhafer wird im Betrieb von wichtigen Emails ausgeschlossen. Die verschwitzten Menschen in gelblichen Büros sind passiv, wenig engagiert und reagieren immer abweisend. Da ist Mobbing der Kollegenschaft wohl nur ein Problem. Dabei könnte alles gut sein für Xhafer mit Job, Einfamilienhaus, Frau und drei Kindern. Allerdings befindet er sich auch im Kleinkrieg mit der angeblich ausländerfeindlichen Schwiegermutter. Und dann irgendwie der Todesstoß der eigenen Frau: „Ich meine doch nur, dass es nicht unbedingt damit zusammenhängen muss, dass du Ausländer bist. Kann doch sein, dass sie dich nur als Menschen nicht mögen."
„Exil" landet mitten in einer aufgeheizten Diskussion zwischen Rassismus, Beleidigtsein und Kämpfen um „Cancel Culture". Aber der Film hat mit Plattitüden nichts zu tun. Er macht es sich auf jeden Fall nicht einfach mit den Schubladen und den Urteilen. Das fängt damit an, dass Xhafer selbst kein sympathischer Typ ist. Er hat eine Affäre mit der Putzfrau im Büro, hilft der Landsmännin aber nicht mit dem Übersetzen eines Amtsbriefes. Denn er will mit seinen Landsleuten nicht in Verbindung gebracht werden. Wegen Ausländerfeindlichkeit oder Selbsthass? Nach immer mehr Ratten, schleichender Eskalation und dem Selbstmord eines Kollegen belohnt der handwerklich gut inszenierte „Exil" zumindest mit einer interessanten Auflösung.