10.8.20

I still believe

USA 2020 Regie: Andrew Erwin, Jon Erwin, mit: K.J. Apa, Britt Robertson, Melissa Roxburgh, Shania Twain 116 Min.

Mein Kino-Gott, warum hast du mich verlassen? Es ist echt ein Kreuz mit diesen religiösen Werbefilmchen, die sowieso nur für die Extremisten der jeweiligen Glaubensrichtung hergestellt wurden. Hauptsache, der Film brabbelt beseelt und vor Rührung sabbernd die üblichen Phrasen nach. Dann kann er ruhig mit dem Holzhammer übelst zusammengeschustert werden.

Der junge Langeweiler Jeremy (K.J. Apa) beruhigt auf dem Weg zum College noch rührend seinen kleinen behinderten Bruder, dann hüpft er mit unglaubwürdiger und unerträglicher Begeisterung auf dem Campus rum. Da er selbst mit zu hoher, dauernd überkippender Männer-Stimme und Klampfe seinen Gott preist, wanzt er sich an den lokalen Sangesfuzzy dieses Gebrauchspops ran. Und verliebt sich in dessen Ex-Freundin Melissa (Britt Robertson). Doch bevor die beiden heiraten und danach (!) Sex haben können, bricht bei ihr eine schwere Krebs-Erkrankung aus. Dann folgt über eine unglaubliche Stunde lang langsames Sterben, ein unverschämter Leidens-Porno, selbstverständlich als Achterbahn gestaltet, mit kurz aufkeimender Hoffnung und niederschmetternden Diagnosen.

Dass die Figuren von „I still believe" so schrecklich uninteressant sind, liegt nicht nur an ihrer religiös vorgeschriebenen Bravheit – sie sind einfach ganz furchtbar leb- und eigenschaftslos geschrieben. Man hat keine Ahnung, was sie wollen, was ihnen Spaß und was Angst macht. Sie wollen nur glückselig ganz schlechte Musik für Gott machen. Wer so was glaubt, glaubt auch an ... ok, da haben wir das Problem. Übrigens soll das ganze ein „wahre Geschichte" sein, wobei sehr bitter auffällt, dass sich Jeremy Camp nach dem Tod seiner großen Liebe direkt eine neue Frau schnappte. Mit dieser wird jetzt Melissas gedacht – „Inshallah", oder wie auch immer Christen diese lahme Schicksalsgläubigkeit nennen.

„I still believe" ist nicht nur langweilig, extrem süßlich, mit dem Holzhammer rührend und völlig unrealistisch. Dieses Machwerk für religiöse weiße US-Amerikaner ist auch noch extrem ärgerlich, wenn man weiß, dass einige dieser anscheinend so lieben Leute gern mit ihrem SUV Andersdenkende mit anderen Hautfarben über den Haufen fahren.