Frankreich 2019 (Fahim) Regie: Pierre-François Martin-Laval, mit Assad Ahmed, Mizanur Rahaman, Gérard Depardieu 108 Min. FSK ab 12
Die „wahre" Geschichte eines Flüchtlingskindes aus Bangladesch, das in Paris französischer Schachmeister wird, langweilt anfangs nur mit gut gemeinten, zu bekannten Erzählschemata. Später ärgert mal nicht Depardieu, sondern ausgerechnet das rührende Happy End mit einem schrägen Verständnis von Mitmenschlichkeit und Asyl.
Der achtjährige Fahim (Assad Ahmed) ist ein Schachgenie. Auf dem Nachhauseweg schlägt er im Vorbeigehen einen Händler, um mit dem gewonnenen Geld die Haushaltskasse der Mutter aufzubessern. Doch den ernsten Vater Nura (Mizanur Rahaman) plagen andere, vorerst unbenannte Sorgen. Deshalb macht er sich mit Fahim auf den mühsamen Weg nach Frankreich. Die Unruhen in Bangladesch, die Härte des Militärs, die Schwierigkeiten, über Indien mit einem Flugzeug nach Frankreich zu kommen - alles zeigt der Film beschaulich anschaulich. Dem Staunen über den führerlosen Flughafen-Shuttle in Paris und den Eiffelturm folgen die Mühen der illegalen Jobsuche und des Asylverfahrens. Ohne Geld landen Nura und Fahim schnell auf der Straße, der dem Sohn versprochene Großmeister ist weit und breit nicht zu sehen. Dafür wieder der typisch grimmige Griesgram als Lehrer: Gérard Depardieu gibt den Schachtrainer Sylvain, der selbst nie Erfolg hatte. Eine Multikulti-Truppe aus Kindern des Pariser Vorortes Créteil bringt die Handlung erwartungsgemäß ins Finale eines nationalen Schachwettbewerbs.
Fahim lernt sehr schnell Französisch, während sein Vater weiterhin wie ein tragischer Clown agiert und schließlich von Abschiebung bedroht ist. Auch wenn Depardieu den Jungen irgendwann im Zeltlager unter den obdachlosen Bangladeschi sucht, sieht man nur die Idee, irgendwas vom Leben am Rande unserer Gesellschaft zu vermitteln. Man fühlt sie nicht. „Das Wunder von Marseille", weniger protzig im Original „Fahim" genannt, ist nur ein mittelmäßiges, nettes Filmchen. Im Vergleich zu „Queen of Katwe", der wahren Geschichte einer jungen Schauspielerin aus Uganda, fällt dieses filmische Engagement aus Frankreich noch mehr ab. Vor allem fragt man sich, weshalb Flüchtlinge erst Schachmeister oder Fußball-Star werden müssen, bevor sie das Recht auf Asyl in Europa in Anspruch nehmen dürfen.