USA 2012 (The Perks of Being a Wallflower) Regie: Stephen Chbosky mit Logan Lerman, Emma Watson, Ezra Miller, Mae Whitman, Joan Cusack, Paul Rudd 103 Min. FSK ab 12
Der neue Film mit Emma Watson, die mal was mit „Harry Potter" hatte, ist ein selten guter High School-Film: Zwar fällt Charlie (Logan Lerman) auch aus den üblichen Rang- und Hack-Klassen, doch mit einer schönen Gelassenheit kümmern sich er und seine neuen, älteren Freunde gar nicht um solche Albernheiten. Sam (Emma Watson) und ihr schwuler Stiefbruder Patrick (Ezra Miller) sind wunderbare Bohemiens in einer Zeit als man noch Musik-Kassetten als Liebesbeweis zusammenstellte.
Stephen Chboskys 1999 veröffentlichter Brief-Roman „The Perks of Being a Wallflower", den er selbst verfilmt, spielt im Jahre 1991. „Heroes" von David Bowie gab es zwar schon seit 1977, doch Shazam und das dazugehörige Smartphone ließen noch auf sich warten. So bleibt das starke Lied, das unser Trio abheben lässt und während dem sich Charlie endgültig in Sam verliebt, eine Weile unbekannt. Auch wenn die nächtlichen Autofahrten, die Partys und die Hash-Cookies auch in dieser Jugendgeschichte nicht fehlen, liegt - nicht nur wegen der Begeisterung für Songs von The Smith - ein dunkler Druck auf ihr. Charlie wird in den Freundeskreis aufgenommen, weil sich sein bester Freund erschossen hat. Außerdem war er bereits in psychiatrischer Behandlung, alle fragen immer besorgt, ob er wieder „diese Dinge" sieht. Er sich selbst auch, in den Briefen an den toten Freund. Patrick, eine spitzzüngige, aus der Zeit gefallene Oscar Wilde-Wiedergeburt, hat eine Affäre mit dem Football-Star der Schule, was bei einem reaktionären Vater nicht gut gehen kann.
Die Vergangenheit der ebenso freundlichen wie nachdenklichen Sam war keine einfache und noch immer hat sie die falschen Freunde. Wenigstens schlägt der aktuelle sie nicht, wie es der von Charlies Schwester Candice unwidersprochen macht. „Wieso suchen sich die liebenswerten Leute immer die Flaschen aus?", fragt man sich denn auch mehrfach im Film und beantwortet es gleich: „Wir akzeptieren, was wir zu verdienen glauben..."
So entwickelt das intelligente Mauerblümchen Charlie eine erstaunliche Reife, die ihm aber erst einmal nicht dabei hilft, an sein Trauma heranzukommen. Der Druck wird zum Rückfall, dieser zu einem vorsichtigen Neuanfang in größerer Offenheit. Happy End kann man es kaum nennen, „ Vielleicht lieber morgen" endet zu ehrlich und schön. Mit dem mittlerweile entdeckten „Heroes" für die wahren Helden der Jugend. Man könnte noch „Teen Age Riot" von Sonic Youth und auch Nick Drake für die Stimmung dieser glaubwürdigen und anrührenden Lebensepoche hinzufügen. Aber längst stimmt hier schon alles, das Schauspiel der bekannten und weniger bekannten Jung-Darsteller, das Buch, die zurückhaltende Regie. Man muss diese Lebensphase nicht geliebt haben, aber so kann man sie verstehend wiedererleben.