1.10.12

Looper

USA, VR China 2012 (Looper) Regie: Rian Johnson mit Joseph Gordon-Levitt, Bruce Willis, Emily Blunt, Jeff Daniels, Piper Perabo, Paul Dano 118 Min.

Ein hervorragend besetzter Science-Fiction, der sich gleichzeitig Gedanken über Tyrannenmord und Kindererziehung macht, unterhält und zum Nachdenken anregt. „Looper" lohnt gleich mehrere Schleifen Kinobesuch mit Inhalt, Form und Mehrwert.

Im Jahr 2044 sind die Zeitmaschinen zwar immer noch nicht erfunden, doch ein ganzer Gangster-Zweig lebt gut von den Rückstößen zukünftiger Zeitreisen. Da in noch fernerer Zukunft Leichen nicht mehr zu verstecken sind, schicken die Bosse ihre Opfer zu einer festgelegten Zeit an einen bestimmten Ort und sogenannte Looper warten am Zeitloch, um die mit Sack überm Kopf Verhüllten in Sekunden hinzurichten und zu entsorgen. Joe (Joseph Gordon-Levitt) ist einer der Looper im Auftrag von Abe (Jeff Daniels), der selbst aus der Zukunft stammt und heute als Krimineller leichtes Spiel hat. Zwar weiß der väterliche Pate, dass Joe einen Teil der mitgelieferten Silberbarren für sich abzweigt, doch er mag Joe und kann seine psychopatische Persönlichkeit ausnahmsweise zurückhalten. Allerdings zieht sich die Schlinge um Joes luxuriöses Leben inmitten von Armut von der Zukunft her zu: Immer mehr Loops werden „geschlossen": Looper erschießen nichts ahnend ihr eigenes, dreißig Jahre älteres Ich. Die Silberladung dabei ist üppig, ein sorgenfreies Leben ist gesichert - dreißig Jahre lang. Wer sich selbst laufen lässt, erlebt brutalste Verfolgung in doppelter Form: Auch das alte Alter Ego verliert zeitgleich die Finger und Beine, die seinem jungen Ich in Folter genommen werden.

Als Joe sein älteres Ich (Bruce Willis, seit „12 Monkeys" Spezialist für diese Zeitreisen) entkommt, geht es allerdings mehr als ums Überleben: Ein Herrscher namens Rainmaker begeht in der Zukunft grausam Massenmorde. Joe 2 kommt mit dem Plan zurück, den späteren Tyrannen schon als Kind umzubringen. Es gibt aber gleich drei Jungen, die in Frage kommen. Der junge Joe hilft dabei keineswegs mit, sondern will „seine" 30 Jahre noch genießen und dafür auch sich selbst opfern. Die Flucht vor Abes Häschern bringt Joe 1 zu der Farm einer alleinerziehenden Mutter Sara (Emily Blunt aus „Lachsfischen im Jemen" und „Der Plan"), die ein außergewöhnliches Kind mit kinetischen Fähigkeiten beschützt...

Regisseur und Autor Rian Johnson, der nach den bemerkenswerten „Brothers Bloom" (2008) und „Brick" (2005) einige TV-Serien inszenierte, gelingt es hervorragend, die komplexe Geschichte spannend zu erzählen und irritiert dabei nur mit Absicht der Reizerhöhung mal kurz. Joseph Gordon-Levitt, der sich sehr vielfältig mal als rasender Radler in „Premium Rush", mal als Todkranker in „50/50" oder auch als Traumreisen-Assistent in „Inception" verwandelt, glänzt als kommender Superstar auch in der Rolle des ambivalenten Helden Joe. Doch bei aller Spannung, bei dem reizvoll zurückhaltenden Zukunfts-Design („Die Filme nach denen du dich kleidest, sind nur Kopien anderer Filme"), der außergewöhnlich originellen Geschichte beeindruckt vor allem der reibungslose Mix der Genres. Während die meisten Filme ihre dünne Grundausstattung nur mit Steigerung der Action zukleistern können, gewinnt „Looper" in zunehmender Ruhe eine Konzentration auf ernsthafte Grundfragen: Kann man Hitler verhindern, wenn man in Braunau Brunnen vergiftet, wie Stephen Fry es beispielsweise in seinem Roman „Geschichte machen" dreimal erfolglos durchspielt? Die Lösung ist für einen Action-Film ungewöhnlich ganzheitlich und wunderbar einfachalltagstauglich: Im auch gedanklich furiosen Finale wird der Kreis (der Gewalt) durchbrochen, indem man Tyrannen frühzeitig wegkuschelt. Dass „Looper" deswegen längst kein Herdprämien-Film und eigentlich unbeschreiblich gut ist, muss man einfach selbst erleben.