USA 2012 (Premium Rush) Regie: David Koepp mit Joseph Gordon-Levitt, Michael Shannon, Dania Ramirez, Jamie Chung 91 Min.
Wer bremst, verliert. Mit dieser klassischen Radsport-Weisheit stürzt sich die rasante Premium-Action namens „Premium Rush" in die andauernde Rush Hour von New Yorks Straßen. Es geht um Leben und Tod, schon im normalen Alltag der Fahrrad-Kuriere, unter denen Wilee (Joseph Gordon-Levitt) einer der schnellsten und überzeugtesten ist. Denn eigentlich steht ihm eine erfolgreiche Karriere offen. Doch den Zwang des Anzugs will Wilee keineswegs mit Freiheit und Wahrheit der Straße tauschen. Selbstverständlich fährt er mit den neumodischen Fixies - ein Gang, kein Freilauf, keine Bremsen. Wer bremst, verliert...
Die alltäglichen Attacken der Autofahrer erwischen Wilee jedoch bald mit geplanter Bösartigkeit, nicht bloß aus dem üblichen Du störst-Affekt. Die Frage, was schlimmer ist, bleibt offen. Weshalb der Polizei-Kommissar Bobby Monday (Michael Shannon) unbedingt an einen Kurierbrief will, den Wilee von Nima (Jamie Chung), der chinesischen Mitbewohnerin seiner Freundin Vanessa (Dania Ramirez) bekam, klären raffinierte Rückblenden und parallele Szenen auf. Dabei funktioniert die Lieferung als McGuffin, wenn auch mit Extra-Portion Rührung ausstaffiert. Wichtig sind die Verfolgungs-Jagden durch Tiefgaragen, Tante Emma-Läden und Gegenverkehr, das Driften durch Kurven und das Überqueren von Kreuzungen mitten in der Rotphase.
Wilee hat bald nicht nur den korrupten Kommissar gegen sich, sondern - auf der komödiantischen Fahrspur - auch einen albernen, aber verbissener Rad-Polizisten in kurzen Hosen. Diskussionen mit Freundin Vanessa übers Handy, während man sich mit einer Hand vom Taxi über den Time Square ziehen lässt, bringen Raser-Romantik in einen im wahrsten Sinne atemlosen Film.
Mit klassischer Rückblende von einem heftigen Abflug erzählt „Premium Rush" hoch spannend, raffiniert konstruiert und ohne Bremse. Wie Wilee kennt die Action nur einen Gang, der immer durchläuft, die Beine stehen nie still. Ein Thriller in vollem Bike-Messanger-Tempo, dazu eine Beziehungsgeschichte und Einblicke in Polizei-Korruption. Joseph Gordon-Levitt beeindruckt nach klasse Auftritten in „Inception", „Looper", „The Dark Knight rises" und „50/50" auch als cooler, flotter Typ auf zwei Rädern. Sein bedrohlicher Gegner, der Top-Actor Michael Shannon („Take Shelter"), wird demnächst übrigens als „Iceman" seine längst verdiente, große Hauptrolle bekommen.
Die entscheidende Person für das Gelingen dieser mit vielen Stunts und witzigen Animationen sehr gelungenen Action ist jedoch Autor und Regisseur David Koepp. Wer diesen Namen noch nicht mit allerbester Qualität verbindet, kann sich ein paar Highlights seiner eindrucksvollen Arbeits-Liste genüsslich in der Erinnerung aufrufen: Neben den Drehbüchern zu „Men in Black 3", „Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels", „Krieg der Welten", „Spider-Man", „Jurassic Park", „Mission: Impossible", „Carlito's Way" oder „Der Tod steht ihr gut" inszenierte er selbst spannende Filme wie „Echoes - Stimmen aus der Zwischenwelt" (1999) und „Der große Stromausfall - Eine Stadt im Ausnahmezustand" (1996). Nachdem Koepp „Premium Rush" wieder punktgenau abgeliefert hat, sieht man hoffentlich bald wieder mehr vom 49-Jährigen.