22.10.12

Die Hochzeit unserer dicksten Freundin

USA 2012 (Bachelorette) Regie: Leslye Headland mit Kirsten Dunst, Isla Fisher, Lizzy Caplan, James Marsden, Kyle Bornheimer, Rebel Wilson, Adam Scott, Haynes MacArthur ca. 100 Minuten

Drei frustrierte, egozentrische Zicken düsen für die Hochzeit ihrer High School-Freundin Becky (Rebel Wilson) an. Genas (Lizzy Caplan) Blowjob-Klassifizierung für den fremden Sitznachbar im Flugzeug macht deutlich, wohin die Reise geht: Hier soll so was deftig Ordinäres wie „Hangover" mit Frauen fabriziert werden. Wobei statt Tiger, Tattoo und sonstigen Katastrophen vor allem das Hochzeitskleid zerstört wird. Oh ja, ein Sauf-Pillen-Koma gibt es auch für zehn Minuten. Also alles nicht wirklich schlimm.

Zweifel an der Freundschaft der vier „B-Faces" bekommt man auf den ersten Blick. Gena und Katie (Isla Fisher) wollen sich so schnell wie möglich und immer wieder Koks in die Nase reiben. Die herrische Regan (Kirsten Dunst) platzt vor Eifersucht, weil Becky als Erste von ihnen heiratet. Die hingegen will einfach nur einen netten Abend mit Champagner und Eiscreme im Hotelzimmer. Becky sieht aus wie die vorlaute, nervige Vicky Pollard („aber Ja, aber Nein, aber Ja ...") aus Little Britain. Als wichtigste und fast einzige Charakter-Eigenschaft hat ihr das Drehbuch „Pummelchen" zugeschrieben. Dem völlig unoriginell angeheuerten Stripper rutscht mittendrin ein „Pig Face" (Schweinegesicht) raus. Von wem er das wohl hat? Auf jeden Fall ist der Junggesellinnen-Abschied ohne Braut ab nun gemachte Sache.

Beim Scherzen über den Umfang des Hochzeitskleides zerreißt dies großflächig. Ersatz muss her, oder eine Schneiderin. In der langen Nacht der Peinlichkeiten geht es aber vor allem ums Paaren. Gena und Clyde (Adam Scott) streiten sich nach Jahren der Trennung wieder zusammen - er ließ sie einst bei einer Abtreibung alleine. Katie und Joe (Kyle Bornheimer) sind zwei Dope Heads, die sich kaum an was erinnern können. Was überhaupt an Gehirn da war, haben Drogen und Alkohol weggebrannt. Dafür weiß sogar der entschlafene Zuschauer, dass die beiden sich kriegen werden. Feldwebel Regan bleibt bis auf einen Quicky alleine, doch sie und die Braut Becky erneuern ihre Freundschaft über Erinnerungen an frühere Bulimie-Zeiten. Nachdem das alles geregelt ist, müssen noch dreißig Minuten Finale mit Schminken, Haaremachen und Anziehen gefüllt werden.

Kirsten Dunst als totunglückliche Erfolgsfrau Regan sieht den ganzen Film über noch angeekelter aus als damals in Cannes bei der Nazi-Pressekonferenz zu „Melancholia" neben Lars von Trier - und man versteht sie gut. Ob Frauen sich mit diesen hässlichen und gehässigen Figuren identifizieren wollen, müssen sie selbst entscheiden. „Die Hochzeit..." ist immer noch ein Chic-Movie. Auch - oder vor allem - wenn keine der Brautjungfern „nett" im klassischen Sinne ist. Auf keinen Fall braves Heiratsmaterial. In dieser Mini-Revolution könnte man vielleicht etwas Positives sehen. Das einzig Positive an dieser auf allen anderen Gebieten misslungenen Komödie.