22.10.12

Hotel Transsilvanien

USA 2012 (Hotel Transylvania) Regie: Genndy Tartakovsky 91 Min.

Mittlerweile hat Halloween Deutschland komplett kolonialisiert - zur Freude der Kostümverleiher und Ausstattungsläden. Passend dazu gibt es nun in den Kinos Frankenstein, Dracula, den Unsichtbaren, die Mumie und wirklich viele Werwölfe. Alle zusammen in einem Film und einem Wellness-Hotel für Monster. Graf Dracula schmeißt nämlich in der überdrehten Animation „Hotel Transsilvanien" eine Party für seine Tochter Mavis, die mit 118 Jahren endlich volljährig wird. Ein großes, freundliches Gähnen mit Mumien-Mozart und -Beethoven als Band. Bis sich ein neugieriger Rucksack-Tourist hinter den Siebenbürgen und den sieben Zwergen verirrt und die Monster-Party sprengt.

Dabei hat der Graf nicht nur mit Organisation und der kunterbunten Gästeschar genug zu tun, auch familiär ist der Kontrollfreak gefordert. Denn Mavis zieht ihre unwiderstehliche Fledermaus-Schnute. Sie will endlich mal aus dem Schloss dürfen, zu den Menschen, vor denen all die Monster so viel Angst haben. Auch Dracula hat eine traumatische Geschichte hinter sich - das Übliche mit Fackeln, Pfählen, Feuer und Silberkugeln. Deshalb will er die halbseitig verwaiste und ansonsten gänzlich untote Tochter schützen, einsperren, vielleicht sogar besser noch einmauern. Eine Inszenierung mit Dorfkulisse und als Bauern verkleideten Zombies soll helfen, um Mavis das wahre Wesen der Menschen zu zeigen. Funktioniert aber nur bis der reisende Teenager Jonathan aus Versehen in die Monster-Gesellschaft stolpert. Nun hat Graf Dracula noch mehr damit zu tun, das Jüngelchen als angenähtes Mitglied der Familie Stein auszugeben. Gestatten: Johnny Stein, irgendwie mit dem rechten Arm von Frankenstein verschwägert. Der ungebetene Gast bringt derweil Schwung in die verstaubte Party und wird schnell zum Liebling aller. Selbst Dracu bekommt Spaß, aber auf keinen Fall darf Mavis sich noch mehr in den Kerl verlieben...

Die Zeichentrick-Komödie „Hotel Transsilvanien" beherbergt tollen Kurzweil, wobei die Betonung auf toll wie Tollwut oder ähnliche Anfälle liegt. Die Ansammlung von Monster-Gestalten, die alle ihre eigene (Film-) Geschichte mitbringen, ist eindrucksvoll und atemlos. Dann geht schon das Gerenne los, wenn sich Dracula sich in eigenen Geheimgängen bei dem Versuch verläuft, Johnny zu verstecken. Eine Verfolgungsjagd auf fliegenden Tischen gibt genauso Gas wie die rennenden Ritterrüstungen, die den Koch Quasimodo einfangen wollen. Die wandelnden Blechdosen funktionieren nebenbei als Walkie-Talkies - die lustigen Ideen gehen dem Film nie aus. Da wird dem Unsichtbaren die Schwimmhose runter gezogen, ein redseliger Schrumpfkopf kommentiert alles, Kreisch-Käse kommt auf die Brote. Dracula bekommt für seine expressive Körperhaltung, für sein bissiges voguing Bestnoten. Frankenstein hingegen verkündet die Wahrheit seines früheren Meisters James Whale: Menschen sind die wahren Monster. Aber selbst das löst sich in Wohlgefallen und Spaß auf. So sehr, dass schon kurz nach dem Film der ganze Spuk aus dem Gedächtnis verschwunden ist. Gibt es Popcorn eigentlich auch in orange und Kürbisform?

PS. Das 3D kann man sich total sparen.