28.6.11

The Way Back

USA 2010 (The Way Back) Regie: Peter Weir mit Ed Harris, Colin Farrell, Jim Sturgess, Saoirse Ronan 133 Min. FSK ab 12

„The Way back" könnte nach „Mitten im Sturm" (basierend auf Eugenia Ginzburgs Autobiographie) der zweite Gulag-Film in kurzer Zeit sein. Doch der Abenteuerfilm des hervorragenden australischen Regisseurs Peter Weir („Picknick am Valentinstag", „Fearless", „Truman Show") verabschiedet sich recht schnell vom Lager und ist im Genre sowie topographisch eher verwandt mit dem deutschen Heimkehrer-Epos „Soweit die Füße tragen": Sieben Gefangenen fliehen 1940 aus einem sibirischen Arbeitslager und schlagen sich auf einer zwölfmonatigen Odyssee über 10.000 Kilometer nach Indien durch. Neben dem Überlebenskampf gegen die Naturkräfte liefern die inneren Spannungen der Gruppe viel dramatisches Potential. Geistige-moralischer Anführer ist der polnische Intellektuelle Janusz (Jim Sturgess), der nach dem Einmarsch Stalins von einer durch Folter erzwungenen Falschaussage seiner Frau verraten wurde. Angesichts der mörderischen Zwangsarbeit entscheidet er sich für die ebenso hoffnungslose Flucht im sibirischen Winter. Zur ungleichen Gemeinschaft gesellt gewaltsam der heftig tätowierte Verbrecher Valka (Colin Farrell) - er muss seinen Spiel-Schulden fliehen. Stoisch und geheimnisvoll gibt sich Mr. Smith (Ed Harris), der Senior der Gruppe. Ein russischer Schauspieler erhielt 10 Jahre für den Part eines Adeligen. Als die Männer eine junge Frau auflesen, wachsen die Spannungen, aber die im Überlebenskampf verrohenden Männer besinnen sich auch ihrer kulturellen Erziehung. Für Irena („Hanna" Saoirse Ronan) wäscht man sich wieder und der tierische Egoismus weicht zurück. Die Flüchtenden vermeiden weiterhin jeden Kontakt mit anderen Menschen. Mit dem Frühjahr kommt Hoffnung auf, hinter den eng bewachten Schienen der Transsibirischen Eisenbahn liegt die Grenze zur Mongolei. Doch mittlerweile ist auch China kommunistisch - die Flucht geht weiter.

Das Individuum vor einer überwältigenden Natur - dies vermitteln immer wieder die eindrucksvollen Panorama-Aufnahmen (Kamera: Russell Boyd) in diesem Männer- und Abenteuer-Film. Das beeindruckt in einigen Szenen, aber insgesamt erscheinen die über zwei Stunden Film zu kurz für solch eine Mammut-Flucht. Da schmilzt der Schnee recht plötzlich und man vermutet eher, dass die Schauspieler zum nächsten Drehort gefahren wurden, als dass die Figuren jeden Schritt durch Schnee und Matsch, über Gebirge und Steppen selbst zurücklegten.