Das breite Zahnpasta-Lächeln unter der gegelten Frisur kann nicht lange täuschen: Mick Haller (Matthew McConaughey) ist Anwalt und ein krummer Hund. Er verbiegt schon mal das Recht, wenn er besonders schnell seinen Klienten abgehandelt sehen will, legt sich mit Rockern und andern an, um noch etwas mehr Geld raus zu schlagen. Zum Abschied geben ihm die meisten Partner ein paar üble Schimpfworte mit. Der billige Show-Anwalt kommt mit kleinen, miesen Tricks über die Runden bis er beim Vergewaltigungs-Prozess gegen den arroganten Louis Roulet (Ryan Phillippe) sein Gewissen entdeckt.
Das Jüngelchen besteht mit voller Unterstützung der Mutter und ihres Geldes auf seine Unschuld und lehnt die Deals ab, die doch die Spezialität von Mick Haller sind. Sein Assistent und Schnüffler Frank Levin (William H. Macy) ahnt schon früh, dass hier etwas nicht stimmt und muss diesen Verdacht mit dem Leben bezahlen. Spät erkennt der aalglatte Anwalt, dass er in einer Falle steckt und setzt wider besseres Wissen all seine Raffinessen ein, um den Schuldigen frei zu bekommen. Nach ein paar ziemlich gewitzten Winkel(advokaten)Zügen siegt Mick im Gerichtssaal, muss aber noch draußen auf den Straßen Tochter und Ex-Frau verteidigen.
Dass Mick Haller kein Büro hat, sondern vom Rücksitz seiner schwarze Lincoln-Limousine arbeitet, ist nicht nur ein kleiner Scherz zur Charakterisierung dieser Figur. Der Name dient selbstverständlich auch als höhnischen Verweis zu dem als wesentlich ehrenwerter geltenden Anwalt und Präsidenten Abraham Lincoln. Doch während der dramatische Ablauf von „Der Mandant" so einfach gestrickt ist, wie der Filmtitel klingt, bleibt Matthew McConaugheys Anwalt reizvoll ambivalent. McConaughey („Die Herrschaft des Feuers", „Contact") steht diese Rolle sehr gut. Ryan Phillippe darf den Verbrecher und genialen Schauspieler Louis spielen und wirkt auch hier eindimensional. Die Jury konnte kein eindeutiges Urteil zu „Der Mandant" fällen, da sich schwache und gute Momente die Waage halten.