29.9.10

Veronika beschließt zu sterben


USA 2009 (Veronika decides to die) Regie: Emily Young mit Sarah Michelle Gellar, Jonathan Tucker, David Thewlis 103 Min. FSK ab 12

Kaum ist der Entwurf eines extrem deprimierenden Standard-Lebens im Kopf durchgespielt, hat Veronika (Sarah Michelle Gellar) schon die ersten Tabletten mit Alkohol runter gespült, (un-) gemein passend spielt dazu Radioheads „Exit Music (for a film)“. Doch Veronika wird gefunden und gerettet. Aus dem Koma erwacht, begrüßt sie höhnisch eine bittere Neuigkeit: Da sich ein Blutgefäß lebensgefährlich erweitert hat, wird sie trotzdem bald und plötzlich an den Folgen der Tabletten-Überdosis sterben, aber erst einmal völlig widersinnig in einer psychiatrischen Einrichtung festgehalten. Sie bleibt unter der Kontrolle des ebenso unsympathischen wie anscheinend pessimistischen Dr. Blake (David Thewlis) - samt Praxiseinrichtung ein staubiges Klischee von Psychiater. Während Veronika wie im Traum durch die Luxuseinrichtung geistert, funktioniert sie als Katalysator für andere Patienten, die nach Jahren plötzlich wieder zurück ins richtige Leben wollen. Die Begegnung mit dem jungen, verstummten Edward (Jonathan Tucker) wird sie selbst verändern.

Die seltsame Anstalt des Dr. Blake zeigt sich als Palast und auch sonst gestaltete Emily Young „Veronika beschließt zu sterben“ als Augenschmaus. Es ist unglaublich, wie die Regisseurin von „Kiss of Life“ mit wenigen, klaren Szenen ganze Lebensentwürfe gnadenlos in die Abfall-Tonne der Enttäuschungen haut. Während die ganz außergewöhnlich sorgfältig gestalteten Bilder mit der intensiven Musik von Anfang an packen und nur am Ende etwas kitschig wirken, erscheint der grundlegende Taschenspielertrick vom Psychologen Dr. Blake (und Autor Paul Coelho) im Rückblick billig, die Moral der Geschicht’ zu hausbacken. Gellar, bekannt als „Buffy“, braucht sich nicht sehr variantenreich auszudrücken, deshalb gelingt ihr die Rolle gut. (Barbara Sukowa ist kurz als Veronikas Mutter zu sehen.) Der Stoff wurde übrigens bereits 2005 in einer japanischen Produktion verfilmt. Von Coelho sind als weitere Verfilmungen „Elf Minuten“ und „The Alchemist“ für das nächste Jahr angekündigt.