8.9.10

Eine Karte der Klänge von Tokio


Spanien 2009 (Map Of The Sounds Of Tokyo) Regie: Isabel Coixet mit Rinko Kikuchi, Sergi López, Min Tanaka, Takeo Nakahara 109 Min.

Sie sind mehr als kurios, diese „Zimmer“ in dem Tokioter Stundenhotel „Hotel Bastille“: Eine letzte Metro aus Paris soll Fantasien anregen, das Romantische bleibt dabei abgekoppelt. Die katalanische Regisseurin Isabel Coixet findet viele reizvoll eigentümliche Bilder in ihrem neuen Film. Sie bedient sich dabei reichlich an Kunstbildern aus Tokio. Lost in dieser Translation bleiben allerdings die tiefen Seelenabgründe der in diesem Bilderalbum gestrandeten Personen und die man aus den bisherigen Meisterwerken von Coixet - „Mein Leben ohne mich“, „Das geheime Leben der Worte“ und in etwas geringerem Maße in der Philip-Roth-Verfilmung „Elegy“ - kennt.

Sie haben alle ihr Päckchen an Leid und Trauer zu tragen in diesem Film. Doch zuerst faszinieren die Figuren mit ihrem Alltag: Mit der Verschlossenheit, mit der Ryu (Rinko Kikuchi) nächtens auf dem Fischmarkt arbeitet und sich als einzige Belohnung fast besessen Erdbeermochis gönnt. Die gleiche Regungslosigkeit legt sie bei ihrem „Nebenjob“ als Auftragsmörderin an den Tag. Ihr nächster Auftrag ist der melancholische spanische Weinhändler David - ein Rolle, die speziell für den großartigen Sergi López geschrieben wurde. Davids japanische Freundin Midori hat sich umgebracht, wie David hat auch Nagara (Takeo Nakahara), der reiche und mächtige Vater der Toten keine richtige Erklärung für den Freitod. Aber er macht den Fremden verantwortlich und beauftragt Ryu. Diese in einem episodischen und oft exotischen Bilderreigen präsentierte Geschichte erzählt ein Mann (Min Tanaka), der die Klänge von Tokio sammelt und von großer Zuneigung angestachelt, Ryu ein Mikrofon ansteckt.

Aus dem scheinbar komplexen Reigen von Personen und einigen fremden Eindrücken kristallisiert sich mehr und mehr die Geschichte zwischen Ryu und David als eine von schwieriger Liebe heraus. Zuerst erfolgt die Annäherung sexuell, im „Hotel Bastille“ leben beide eine enorme Anziehung aus, die andere Gefühle überdeckt und vernachlässigt. David trauert immer noch Midori nach und gesteht dies auch Ryu ein. Sie gesteht sich selbst ihre Gefühle nicht. Nur der Toningenieur bemerkt die Veränderung...

Auch wenn Coixet den Bildern fremder Kulturen, mit denen sie spielen will, öfters mal verfällt, was bei der Premiere 2009 in Cannes zu gemischten Reaktionen führte, gibt sie nicht den Genres nach, die anklingen: Die inneren Kämpfe bleiben spannender als der Konflikt einer Killerin, die sich in ihren Auftrag verliebt. Dort heraus, aus den vernarbten Seelen, entwickelt Coixet auch wieder sehr starke und bewegende Momente, die „Eine Karte der Klänge von Tokio“ zu einem sehenswerten.