28.9.10
Adèle und der Fluch des Pharaos
Frankreich 2010 (Les Aventures Extraordinaires d'Adele Blanc-Sec) Regie: Luc Besson mit Mathieu Amalric, Gilles Lellouche, Philippe Nahon 107 Min. FSK ab 6
Luc Besson sagt man nach, dass er gerne, geschickt und sehr erfolgreich andere (meist amerikanische) Genres variiert. „Subway“, „Taxi“, „Nikita“, „Leon - Der Profi“ sind nur einige seiner Erfolge als Produzent und Regisseur, die Besson jetzt gar von einem eigenen Pariser Großstudio träumen lässt. Dass es dabei genügend eigene und reizvolle französische Stoffe gibt, beweist „Adèle“: Nach den Comics „Les aventures extraordinaires d'Adèle Blanc-Sec“ von Jaques Tardi schuf Besson als Regisseur einen ebenso exotischen wie comic-haft überdrehten Abenteuerfilm, der um die vorletzte Jahrhundertwende spielt.
Man muss die Archäologin und Autorin Adèle Blanc-Sec (Louise Bourgoin) letztlich doch wieder mit Indiana Jones vergleichen: Zu vorwitzig, raffiniert und mutig entführt die emanzipierte Lady eine Mumie aus Ägypten, wobei sie den Gefahren der Pyramiden-Alarmanlage ebenso trotzt wie den hinterlistigen Einheimischen. Zurück in einem putzigen Paris des Jahres 1912, wo sich solch ungetrübter Kolonialismus noch ebenso zuhause fühlt wie sicherlich auch die Großmama von „Amelie“, will Adèle den alten Ägypter unbedingt wiederbeleben, um ihre beim Tennisspiel tragisch verunglückte Schwester von einem Haarspange zu befreien, die nicht am, sondern im Kopf steckt.
„Adèle und der Fluch des Pharaos“ stellt zwar eine optisch mit vielen Reizen angefüllte Realverfilmung der Comics von Tardi dar, aber die meisten komisch verzeichneten Gesichter können ihre Herkunft aus den Bilderfolgen nicht verleugnen. Im quicklebendigen Abenteuerfilmchen wimmelt es von fast ebenso vielen skurrilen Figuren wie Begebenheiten. Zu diesen ebenso prächtigen wie aberwitzigen Abenteuern gehören ein prähistorischer Flugsaurier, ganz alltägliche Wiedergeburt, ein schießwütiger Schafspelz-Jäger, ein lächerlich dummer Inspektor und raffinierter, verliebter Assistent.
Wenn das tapsige Flugsaurierbaby als Wiedergeburt des mächtigen Professors für politischen Terrorismus verantwortlich gemacht wird, gerät die Geschichte dämonisch komisch und grandios traumhaft - kurz fantastisch. Der Humor erreicht zeitweise die Schräge eines Douglas Adams, die sarkastischen Kommentare der klugen wie resoluten Adèle könnten in den besten Momenten als Oscar Wilde durchgehen. Zu Finale hin wird die treffsichere Komödie alberner und schwächer - das ist ebenso typisch für Besson wie weitere Fortsetzungen, bis die Idee ganz billig abgedreht und ausgequetscht ist.