21.9.10

The Town


USA 2010 (The Town) Regie: Ben Affleck mit Ben Affleck, Blake Lively, Jeremy Renner, Rebecca Hall 120 Min.

Loyalität wird in bestimmten Filmen als Männerfreundschaft über alle moralischen Grenzen hinweg buchstabiert. Da bleibt der Kumpel aus dem Viertel der wichtigste Mensch der Welt, auch wenn er ein cholerischer, schießwütiger Idiot ist. Mal in der Variante Italo-Amerikaner bei Scorsese oder mit Iren bei James Gray. Frauen sind jeweils nur dazu da, um Herzen zu brechen und die Polizisten meist mieser als die Gangster. In diesem Genre möchte nun auch Ben Affleck mitspielen. Nicht nur erneut als Darsteller, nein diesmal als Regisseur. Das Ergebnis „The Town“ zeigt aber keine persönliche Sicht oder Variante dieser Geschichten sondern nur noch eine weitere von ihnen. Das DVD-Regal wird es um eine Stilblüte - weiß du noch, dieser Film von Ben Affleck - bereichern. Die Filmkunst nicht.

Der Thriller „The Town“ begleitet eine Gang von Räubern, die sich auf Banken und Geldtransporter spezialisiert haben. In Charlestown, einem Stadtteil von Boston, so etwas wie die Haupterwerbsquelle der männlichen Bevölkerung. Doug MacRay (Ben Affleck), der Kopf der Truppe, verliebt sich ziemlich kopflos, als er die mögliche Zeugin Claire (Rebecca Hall, „Vicky Cristina Barcelona“) observiert. Das findet Kumpel Jem (Jeremy Renner) nicht toll, aber das Drama kommt erst nach mehr als einer Stunde in Fahrt, nachdem bei mäßiger Action alle Figuren positioniert sind. Dann zwingt der irische Pate und Blumenhändler (Pete Postlethwaite) die Gang zu einem letzten Überfall, dann ist der wenig charismatische Gegner von der Polizei ihnen auf den Fersen, eine enttäuschte Frau (Blake Lively, „The Private Lives of Pippa Lee“) begeht Verrat, man bangt um eine unmögliche Liebe.

Mit nur anständig spannenden Überfällen, überzogenen wie unübersichtlichen Verfolgungsjagden und einem recht unoriginellen Baller-Finale kann „The Town“ die Action-Fans nicht überzeugen. Das Beziehungsdrama mit einer um die Wahrheit betrogenen Frau rückt irgendwann an den Rand. Affleck selbst kann kaum punkten, das hart verbissene Gesicht eines Gangsters gelingt ihm nicht, den Charmeur darf er nicht geben. Seltsamerweise sind die Nebenrollen besser besetzt: Postlethwaite als Pate und Chris Cooper als Vater machen gut Eindruck. Letztlich ist „The Town“ auch das Porträt eines Viertels, in dem die Polizisten wegschauen, wenn Bankräuber ihren Fluchtwagen wechseln. Doch einen eigenen Ansatz oder Stil bleibt Affleck schuldig. Wieso also noch so ein Film?