28.9.10
Snowman's Land
BRD 2010 (Snowman's Land) Regie: Tomasz Thomson mit Jürgen Rißmann, Thomas Wodianka, Reiner Schöne, Waléra Kanischtscheff, Eva-Katrin Herrmann 98 Min. FSK ab 16
Zwei Killer, die einen Fehler begangen haben, werden mit einem obskuren Auftrag in die tief verschneiten Karpaten geschickt. In einen abgelegenen Hotel breitet sich beim Warten der Wahnsinn aus, zudem muss ein tödlicher Unfall vor dem gefährlichen Auftraggeber verheimlicht werden. Der gelungene deutsche Genre-Film bedient den Thriller mit bekannten Elementen und vielen guten eigenen Ideen.
Kühl und cool schreitet Walter (Jürgen Rißmann) durch Gassen und Menschen, ein Gang wie bei „Bullitt“, blaues Licht stylt die Herrentoilette - doch das hilft alles nix. Am Ende hat der Auftragskiller einen zu viel umgebracht und sollte unbedingt mal „Urlaub machen“, wie sein Boss nachdrücklich betont. Zum Glück gibt es für Walter einen Job in den heftig eingeschneiten Karpaten, in einem einsamen Hotel, in dem auch Jack Nicholson seinen Jagd-Schein gemacht haben könnte. Walter soll bei diesem rätselhaften Einsatz das Gebäude für den Unterwelt-Boss Berger (Reiner Schöne) vor Einheimischen und Konkurrenten schützen. Nebenbei vielleicht auch noch Bergers Geliebte Sibylle (Eva Katrin Hermann) überwachen. Die ist sehr blond und scharf, hat eine eindrucksvolle Drogenküche im Keller und sagt Sätze wie: „Ich bin hier die Disco!“ Als Kollege wurde Walters alter Bekannter Micky herbei geordert. Der durchgeknallte Abknaller hat seit seinem letzten Bombeneinsatz eine Metallplatte im Kopf und ist selber hochexplosiv. Doch erst einmal warten die zwei Profis, die Fehler begangen haben, auf Berger und jeder amüsiert sich auf seine Weise...
Gute Typen, trockene Dialoge, klasse Songs - das kann nicht nur Tarantino, so Gutes gibt es auch aus deutschen Landen. Mysteriöse Angriffe von Außen und Kazik (Waléra Kanischtscheff), die asiatische Rechte Hand Bergers, sorgen für Action, so dass der Wahnsinn bald eine blutige Spur in den Schnee zeichnet.
Jürgen Rißmann gibt sehr satt den müden Walter, der zwischen tragischem Abgang und fast meditativer Transzendierung - im Kugelhagel -in eine andere Welt steht. Seine trockenen Erläuterungen im Off, zu denen das Bild auch mal eingefroren wird, sorgen für den lakonischen Grundton. Thomas Wodianka spielt einen neurotischen Killer: kindisch, dämlich, gefährlich. Rainer Schöne legt seinen übersinnlich begabten und überspannten Karpaten-Paten derart klasse hin, dass man sich mehr große Rollen für diesen großen Schauspieler wünscht. Der Reiz in dieser gelungenen Genre-Variante liegt in der guten Ausführung, die wahrscheinlich nach viel mehr Geld aussieht, als tatsächlich da war. Aber vor allem auch in den schrägen und originellen Ideen: Mit dem Klapprad im Schnee oder mit der PS-Schleuder Schlitten fahren - Regisseur und Autor Tomasz Thomson findet immer wieder gute Ideen und Bilder (Kamera: Ralf M. Mendle), um den Genre-Film aus der Action-Familie ein eigenes Gesicht zu geben.