22.2.10

Unsere Ozeane


Frankreich 2009 (Océans) Regie: Jacques Perrin, Jacques Cluzaud 97 Min. FSK o.A.

Sagenhaftes Wellenreiten mit Delphinen, einem Walrücken zum Anfassen nahe kommen - das ist schon entrückend, das sind faszinierende Aufnahmen. Mit ausgeklügelter Kamera- und Lichttechnik, enormem Personal- und Zeit-Aufwand tauchten die Teams von Jacques Perrin und Jacques Cluzaud („Nomaden der Lüfte - Das Geheimnis der Zugvögel“, 2001) vier Jahre lang in die Ozeane der Erde ein und präsentieren nun ihr „Best of“ der fotogensten Meeresbewohner: Die Bild-Kompositionen in Blau zeigen Fische als Schwärme, Kugeln oder Wolken. Ein Octopus trägt Schleier, ein Gruppentanz von Walen über Wasser. Delphine legen locker einen zehnfachen Rittberger hin. Immer wieder erstaunt natürliche Anmut, die unsere Kunst und Kultur selten hinbekommt.

Aber immer wieder nerven auch die hinzu gebastelten Töne sowie ein öko-pathetischer Kommentar mit bedeutungsschwangeren, aber unpassenden Texten. In den wenigen „Oh wie süß“-Szenen werden die Schildkröten-Babys trotz ihres niedlichen Quietschens verspeist. In kleinen Dramen müssen die armen Seehunde wieder dran glauben und werden zum Spielball von Mörderwalen, Haien und Kameras. Die Artgenossen des Futters mit den großen Kulleraugen gucken dann ganz betroffen. Dabei ginge es doch auch vegetarisch, wie ein riesiger Wal in einer Krillwolke beweist - na ja, fast vegetarisch.

Zusammenhänge fehlen jedoch weitgehend in diesem wahllosen Bilderstrom. Selbst das „Fressen und gefressen“ werden oder der „Kreislauf des Lebens“ bleiben im Trüben. Eindrucksvoll, wie zwei Heere von Krabben übereinander herfallen. Aber nicht nur die Kleinen im Kino fragen: Wieso machen die das?

Dass tote Fische, Delphine und Robben im Netz sowie eine Halle ausgestorbener Tiere einen Appell für Meeresforschung darstellen und Harmonie selbst mit dem Weißen Hai möglich sein soll, behauptet der Film, ohne wirklich zu argumentieren. Wie die Gezeiten schwappt „Unsere Ozeane“ dauernd zwischen dem großen Staunen und schlecht dargebrachter Ökologie-Botschaft hin und her. Die Tier-Dokumentation hat technisch und ästhetisch enorm gewonnen - das Verständnis für die Tierwelt gehört hier aber zu den bedrohten Arten.